In den Westen – Main – Rhein – Eifel Frühjahr 2023 (DLBF23_1)

Für den Sonntag nach Ostern ist unsere Abreise geplant. Wir haben lange genug auf wärmeres Wetter gewartet (ohne besonderen Erfolg).  Im Vorfeld haben wir uns die französische Umweltplakette für unseren Rudolph besorgt und ihn auch gleich für drei Umweltzonen in Belgien registriert. Dass jedes Land und in Belgien sogar einzelne Städte unterschiedliche Vorschriften für umweltkonformes Reisen haben, zeigt, dass die EU perfekt funktioniert – oder doch nicht? Die Administration hatten wir also hinter uns gebracht, Rudolph ist mit den in Frankreich erforderlichen Aufklebern zur Warnung vorm „Toten Winkel“ verziert worden und schon sind wir unterwegs. Es geht in Richtung Main, wo wir in Bürgstadt einmal übernachten und natürlich in eine der Heckenwirtschaften zum Wein einkehren wollen. Der Wein ist lecker, der „Wurstkranz“ mit Sauerkraut mindestens genauso gut.

Bürgstadt mit knapp 4500 Einwohnern ist nicht nur wegen der vielen Winzer bemerkenswert, sondern auch für die Tatsache, dass es in dem kleinen Ort immerhin 4 Metzger und 2 Bäcker gibt – in vielen Dörfern sieht es auf diesem Gebiet weniger attraktiv aus.

Und jetzt mal ehrlich: wer weiß, dass es in Deutschland Geysire gibt? Es handelt sich um zwei Kaltwassergeysire, die eben nicht durch heißes Wasser sprudeln, sondern durch den Druck von Kohlensäure. Funktioniert ungefähr so wie wenn man eine Mineralwasserflasche öffnet, die man vorher geschüttelt hatte. Den touristisch gut vermarkteten Geysir findet man in Andernach. Ein riesiger Wohnmobilstellplatz (der sich wegen der vielen auf der anderen Rheinseite vorbeifahrenden Güterzüge als nicht ganz so idyllisch herausstellt, wie seine Lage vermuten lässt) ist der ideale Ausgangsplatz für den Besuch des Geysirzentrums und der Schiffspassage zum Geysir auf der Halbinsel Namedy Werth. Das Besucherzentrum ist wie ein Bergwerk aufgebaut, mit einem Fahrstuhl kann man 4000m in die Tiefe fahren (oder steht das vielleicht nur an der Lifttür? – denn die Fahrt dauert gerade mal 15 Sekunden).

Nachdem wir uns über die Funktionsweise von Kalt- und Warmwassergeysiren und die Bohrung von Tunneln informiert hatten, bestiegen wir das Fahrgastschiff Namedy und wurden in ein paar Minuten zum Geysir geschippert. Der Geysir sprudelt ungefähr alle zwei Stunden und schießt dann bis zu 60 Meter in die Höhe.

Nach ein paar Minuten ist der Spuk vorbei und die staunenden Touristen dürfen wieder die Rückreise zum Anlegeplatz Andernach antreten. Wir klettern gleich noch auf das Bollwerk am Ufer, das zum Gedenken an Kriegsgefallene errichtet worden war.

Über den unterirdischen Wasserdruck hatten wir ja jetzt genug gelernt, so dass unser nächstes Ziel der Laacher See – ein Kratersee in der Vulkaneifel ist. An einem Ende des Sees können wir die Hinterlassenschaft eines Pfalzgrafen bestaunen. Der hatte nämlich im Jahre 1095 das Kloster Maria Laach spendiert. Das Kloster ist auch noch in Betrieb und wird geschickt touristisch vermarktet mit Bioladen, eigener Gärtnerei und natürlich einem Laden, in dem man alles bekommen kann, was über Geschichte und Bedeutung des Klosters informiert oder zuhause an den Besuch des Klosters erinnern soll.

Ebenfalls am Seeufer gibt es einige Stellen, an welchen man erkennen kann, dass es hier einmal aktive Vulkane gegeben hat und es unter dem See immer noch ein wenig brodelt. Es steigen nämlich permanent Gasblasen, die sogenannten Mofetten auf.

Auf Google Maps finden wir unweit des Laacher Sees den Hinweis auf den Lydiaturm, der einen beeindruckenden Rundumblick bieten soll. Also kraxeln wir die 125 Stufen bis zur Aussichtsplattform hoch und genießen die Aussicht, die bei richtig sonnigem Wetter eventuell noch besser sein könnte.

Eigentlich suchen wir den Parkplatz, um zur Genovevahöhle wandern zu können. Bei Google existiert der Parkplatz, in der Realität hat er sich irgendwo versteckt. Also besuchen wir die Genovevahöhle nicht, sondern finden die Ettringer Höhlen. Die Höhlen sind in das bröselige Gestein aus Bimsstein und Vulkanasche gegraben worden, um den Dorfbewohnern Zuflucht vor Luftangriffen im Krieg zu gewähren.

Auf den Bildern im Internet sieht das nächste Ziel, Schloss Bürresheim, recht ansprechend aus – und weit weg ist es auch nicht – also nichts wie hin. Leider kann man das Schloss nur von Donnerstag bis Sonntag besichtigen und heute ist Mittwoch; dennoch macht es sich mit dem Schlossgarten im Vordergrund richtig gut in unserer Fotosammlung und eigentlich ist ja auch nicht so wichtig, wann welcher Graf welche Frau geheiratet oder verlassen hat. Und wenn man doch etwas mehr vom Schloss sehen möchte, müsste man sich entweder den Märchenfilm „Rumpelstilzchen“ oder „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ anschauen. Beide Filme sind teilweise auf Schloss Bürresheim gedreht worden.

Die Sonne wird intensiver, so dass der nächste Spazierweg uns in Mayen zur teilweisen Nachbildung eines Römerforts führen soll. Ein Stück Mauer mit Zinnen und eine Wachturm sind originalgetreu aufgebaut worden und viele Hinweistafeln erklären, wie sich das Leben der Römer damals hier auf dem Hügel abgespielt hatte. Außer uns hat niemand Interesse an den Fragmenten des Bauwerks und dem Summen der ersten Bienen in den Schlehensträuchern. Sehr erholsam. Das Schieferwerk nebenan hat schon Feierabend.

Auf dem Weg zum zweiten Kaltwassergeysir in Wallenborn machen wir einen kleinen Umweg durch einen Stadtteil von Mayen namens Alzheim. Diesen Namen möchte ich unbedingt fotografieren, wenn ich mich vielleicht auch später nicht mehr erinnern kann, warum ich den Namen fotografiert hatte…. (Der Ortsname ist übrigens aus der Zusammenziehung von zwei Ortsnamen entstanden und hat nichts mit der gleichnamigen Gedächtnisschwäche zu tun).

Der Geysir in Wallenborn unterscheidet sich in jeder Hinsicht von dem in Andernach. Er sprudelt nur 3 bis 4 Meter hoch, der Eintrittspreis ist niedriger, es gibt kein Infomationszentrum und der Ausbruch findet dafür ca. alle 30 Minuten statt. Der Kosename des Geysirs ist „Brubbel“

Etwas südlich von Wallenborn haben wir uns einen Übernachtungsplatz in Deudesfeld ausgesucht. Ein Seniorenclub hat einen Wohnmobilstellplatz gebaut mit allem, was der Wohnmobilist braucht. Und dazu ist der Platz auch noch kostenlos. Schön, wenn Senioren so viel Initiative zeigen und etwas bewegen und nicht nur der vergangenen Berufszeit nachhängen oder zuhause sitzen und sich vor dem Fernseher langweilen.

Wir schlafen prächtig und stellen am nächsten Morgen fest, dass es einerseits regnet und andererseits die Temperatur bis auf nahe dem Nullpunkt gefallen ist. Ein Tag also, der nicht unbedingt zu einer Wanderung oder einer Radtour einlädt. Aber da das durch sein Bier bekannte Städtchen Bitburg nicht weit ist, könnte eine Brauereibesichtigung doch ein sinnvoller Plan sein. Im Internet kann man sich für eine Führung anmelden, selbst für Rudolph findet man um die Brauerei herum einen Parkplatz und das Personal begrüßt uns sehr freundlich zu der Führung durch die Erlebniswelt Bitburger Bier. Man lernt die einzelnen Arbeitsschritte kennen und hat spätestens am Ende der Führung begriffen, dass Bitburger Bier ausschließlich mit den besten Zutaten und dem höchsten Qualitätsstandard gebraut wird. Im Anschluss an die Führung werden die Gäste in die Bitburger Lounge zur Verkostung eingeladen.

Unser Eindruck ist, dass man sich in Bitburg sehr große Mühe gegeben hat, um den Gästen der Brauerei eine ansprechende Führung zu bieten. Mit kurzem Stopp an der Burg Rittersdorf (endlich mal ein bedeutungsvoller Name für eine Burg)

wählen wir den Campingplatz Utscheid, der in einem schmalen Tal liegt als Nachtquartier. Die Betreiber sind ausgesprochen freundliche Holländer, alles ist sauber – wir fühlen uns unter den wenigen Gästen wohl und schlafen am rauschenden Bach gut bis in den sonnigen Morgen. So, aber jetzt geht’s wirklich raus aus Deutschland – zunächst nach Luxemburg.

Nein, nicht in die Stadt Luxemburg, sondern erstmal nach Vianden im Großherzogtum Luxemburg, was etwas nördlich der Stadt Luxemburg liegt. Das Schloss Vianden ist DIE Sehenswürdigkeit des kleinen Ortes. Auch wir sind der Meinung, dass das Bauwerk und die dazu passende Lage auf den Felsen wirklich sehenswert sind. Oberhalb des Ortes besteht die Möglichkeit an einem Stausee (der nur erschreckend wenig gefüllt ist) von einem Aussichtsturm aus den Stausee und die darum liegende Landschaft zu bewundern.

Bis zum Nachmittag hält die Sonne, dann wechseln sich Wolken mit kleinen Schauern und Sonnenschein ab – manchmal scheint auch während des Schauers die Sonne. Direkt an der Flusspromenade können wir unser Übernachtungsquartier aufschlagen

und beim Spaziergang in das alte Örtchen Vianden kommen zum Glück nur ein paar Tropfen herunter. Ein ausgesprochen gelungener erster Tag im Großherzogtum.   Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und lädt uns zu einer Wanderung auf Schloss Vianden ein. An der Promenade entlang durch den Ort und steil hinauf zum Schloss führt der Weg. Bei 10€ Eintritt kommen wir erst nochmal ins Grübeln, holen uns dann aber zwei Eintrittskarten. Und um die Pointe vorwegzunehmen: am Ende der Besichtigungstour sind wir fest davon überzeugt, dass der Eintrittspreis mehr als gerechtfertigt ist.

Mit ausgetüftelten Multimediainformationen wird unter anderem auf einer Panoramaleinwand in realistischen Bildern gezeigt, wie sich die Gebäude im Laufe der Jahrhunderte verändert hatten und das Städtchen um die Burg entstanden war. Die Wohn- und Schlafräume sowie die Küche sind so eingerichtet, dass man glaubt einer der Burgbewohner habe nur gerade mal für ein paar Erledigungen den Raum verlassen.

Der Besuch war ein voller Erfolg, die Geschichte des Schlosses (eigentlich sieht es mehr nach BURG aus) wird einem kurzweilig und interessant nahegebracht und nicht zu vergessen: vom Schloss hat man auch einen guten Blick zum einzigen Sessellift in Luxemburg, der die Touristen nach 6 Minuten Fahrt auf einem Aussichtshügel mit Imbiss ausleert.

 Wir entscheiden uns noch einmal für eine Nacht direkt an der Promenade der Our und planen am Nachmittag die nächsten Etappen.

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