Statt Fähre ab Ancona zuhause wegen Corona

Mitte September 2019 mussten wir unseren Urlaub in Schweden abbrechen, Anfang Oktober hatten wir dann noch ein paar Tage Main und Rhön nachgelegt. Danach gab es noch einen „Ausflug“ in die Werkstatt zum Kundendienst und dann war Warten auf die Frühjahrstour 2020 angesagt. Ein paar Monate graues Wetter lässt die Sehnsucht nach Wärme, in unserem Fall nach Griechenland, aufkommen. Vielleicht mit der Fähre nach Igoumenitsa, dann über Albanien und Nordmazedonien nach Griechenland Richtung türkische Grenze. Scheint ein guter Plan zu sein. Also PC anwerfen und nach Fährverbindungen mit Camping an Bord Ende März suchen. „Camping an Bord gibt es erst ab 1. April“ – o.k. dann fahren wir halt am 1. oder 2. April“. „An diesem Tag gibt es keine Abfahrt von Venedig“, „Auf der gewählten Verbindung gibt es nicht genügend Platz für Ihr Fahrzeug“, „Camping an Bord nicht möglich“, „Ihre Gesamtkosten belaufen sich auf 988 Euro“ (ich wollte ja das Schiff nicht kaufen) antwortet das Internet auf meine Anfragen. Also anderer Tag, anderer Hafen versucht – mit gleichem Misserfolg – sehr motivierend. Da gab es doch ein von freundlichen Griechen geführtes Reisebüro in Stuttgart erinnere ich mich. Und tatsächlich, kaum habe ich zwei Tage probiert, das Reisebüro telefonisch zu erreichen, schon meldet sich Angelos und wir sprechen erstmal eine ganze Zeitlang über die Schönheit  Griechenlands und über wichtige Namenstage. Dann erkläre ich mein Anliegen und Angelos bietet nach knapp 2 Minuten meine Wunschverbindung zum konkurrenzlos günstigen Preis an. Hochstimmung macht sich in mir breit – wir haben schon eine Fährverbindung. Dann können wir ja die Besonderheiten für die Einreise nach Nordmazedonien erkunden. Eigentlich nichts Besonderes bis auf die Verpflichtung, die grüne Versicherungskarte mitzuführen, die unbedingt in der Länderliste auf der Rückseite MK mit „Nordmazedonien“ beschreiben muss und nicht wie früher mit einer 5- oder 6-stelligen Buchstabenkombination. Wir haben natürlich noch die Buchstabenkombination auf unserer Karte, die so nur noch bis März akzeptiert wird. Also Versicherung angerufen und Anliegen erklärt. „Da gab’s noch nie Probleme, da gibt’s auch gar keine anderen Karten.“ Nach langen Erklärungen meint die Dame, dass sie mal schauen würde, was die machen kann und tatsächlich finde ich die richtige Karte nach ein paar Tagen im Briefkasten. Mittlerweile ist es Mitte Februar und der Nachrichtensprecher erklärt, dass an der türkisch-griechischen Grenze gerade Grenzer und Flüchtlinge heftig aneinander geraten. Warum eigentlich gerade dort, wo wir hin wollen???

Ebenso stimmungsfördernd ist die Meldung, dass das Coronavirus mittlerweile gut in Europa angekommen ist und insbesondere in Norditalien sein Unwesen treibt. Bis Ende Februar warten wir noch bis wir entscheiden, die Fähre wieder zu stornieren, weil wir nicht glauben, dass wir problemlos durch Norditalien zum Hafen nach Ancona und insbesondere mehrere Wochen später überhaupt wieder zurück nach Deutschland kommen können. Also bestellen wir uns Reiseführer von Tschechien, Slowakei und Ungarn, „weil man ja von dort schnell wieder nach hause kommt“ —- so denken wir. Und während wir noch mit dem Denken beschäftigt sind, schließt ein Land nach dem anderen die Grenzen und wir freuen uns jetzt über eine überdurchschnittlich gute Ausstattung mit unbenutzten Reiseführern in unserem Bücherregal.

Mitte März war dann der Anblick des ungenutzten Wohnmobils vor unserer Tür so unerträglich geworden, dass wir uns kurzerhand für wenigstens eine Übernachtung am Main in Albertshofen auf den Weg gemacht hatten. Der Main hat Hochwasser und ab und zu kommen Hotelschiffe im Rohbau vorbei, die irgendwo im Osten erstellt worden sind, um dann an anderem Ort komplett fertiggestellt zu werden.

Die nahe am Stellplatz gelegene Gaststätte hatte informiert, dass sie wegen Renovierung noch geschlossen hat „aber ab 16.3. sind wir für Euch, liebe Gäste, wieder da“. Das war nur wenige Tage vor Beginn der bayerischen Ausgangsbeschränkung……

Auf dem Weg zum Main hatten wir in einem kleinen Dörfchen namens Rüdisbronn tatsächlich das Unesco Weltkulturerbe „Osing“ (eine seit hunderten von Jahren im 10 jährigen Turnus stattfindende Verlosung von Ackerflächen) entdeckt – natürlich nicht ganz so interessant wie Schlammvulkane oder steile Klippen aber für eine Reise von rund 100km dennoch ein bemerkenswerter Fund. Das Wasser im Tank müssen wir ja nicht unbedingt sofort nach Rückkehr ablassen, denn wir haben Frühling mit Erderwärmung und somit kann nichts mehr einfrieren – denken wir zumindest. Wenige Tage später meldet der Wetterbericht Nachtfrost bis -5°C – soweit zum Thema Frühling…..

Da ich nicht mehr ins Office gehen muss, brauche ich auch nicht ins Homeoffice wie ganz viele Menschen jeden Alters.

Kita geschlossen, also Malen im Homeoffice

Wir beschäftigen uns in den folgenden Wochen mit Gartenarbeit und kleinen Reparaturen am Haus  (ohne Zugang zu Baumärkten zu haben!!!! – einem Freund konnte ich sogar mit einer Packung Dübel aushelfen, indem ich ihm die fehlenden Dübel per Post schickte). Ach ja, fast hätte ich’s vergessen; wir haben natürlich auch Mundmasken genäht — bis uns das Gummiband ausgegangen ist.

                                  Unser Sortiment

Und jetzt sitzen wir in Thüringen an der Lütschetalsperre auf dem Campingplatz in der Sonne.

Völlig entgegen unseren Gewohnheiten hatten wir einige Anlaufpunkte in Thüringen vorgebucht, weil dort die Campingplätze zwei Wochen früher geöffnet hatten als in Bayern. Auf dem Weg dorthin begegnen uns nur wenige Wohnmobile aber dennoch ist der Campingplatz gut besucht. Die Gäste halten Abstand und müssen halt ihre Stimmbänder etwas mehr anstrengen, um sich zu unterhalten.