Und jetzt wieder in den Süden (Albanien 2024_3)

Es war ja schon fast sicher – wir müssen in der Vjosa baden gehen. Also stolpern wir los übers Kiesbett mit Steinen unterschiedlichster Größe, bis wir zu einer Stelle kommen, an der es keine reißende Strömung gibt – und man glaubt es kaum; es gibt sogar 2 Meter Sandstrand. Mit Respekt vor den sicher sehr erfrischenden Temperaturen eines Gebirgsflusses fassen wir uns ein Herz und gehen vorsichtig ins Wasser. Jetzt sind wir aber überrascht, denn das Wasser ist ähnlich warm oder kalt wie es am Meer war. Schwimmen geht natürlich nicht, weil der Bereich mit nicht reißendem Wasser wirklich nur sehr klein ist.

Wieder zurück auf dem Campingplatz finden wir einen neuen Freund – es ist Leo, der Hund, der zum Campingplatz gehört und der genau genommen nicht mit uns Freundschaft geschlossen hat, sondern mit dem Rest einer Nürberger Bratwurst von unserem Abendessen. Geradezu seltsam war es für uns, die heimischen Bratwürste zu essen, wo wir uns doch in den vergangenen zwei Wochen eher mediterran ernährt hatten.

Generell ist die Atmosphäre auf dem Platz wie auf einer Alm. Immer wieder kommen Schafe oder Ziegen mit Glockengeläut vorbei, die Blumen auf den Wiesen duften, ein paar Frösche quaken (abends sind es deutlich mehr als nur ein paar) und wenn es dunkel wird hören wir das Fiepen einer Zwergohreule und den Gesang der Nachtigallmännchen, die auf Brautschau sind.

Andere Campinggäste unken bereits, dass spätestens morgen das Wetter schlecht werden wird. Warum sollte uns das heute schon berühren – es ist noch schön warm und wir genehmigen uns erstmal noch ein Glas lokalen Rotwein.

Der nächste Tag beginnt tatsächlich mit bedecktem Himmel. Was solls, wir brauchen nicht unbedingt Sonne denn wir wollen eigentlich nur das gut 32°C warme Wasser der Thermalquellen von Benjes ausgiebig genießen. Auch über diesen besonderen Ort gibt es natürlich schlechte Nachrichten (warum haben die Menschen eigentlich so viel Freude an schlechten Nachrichten?). Massenhaft Badewillige wären dort und das Wasser wird in irgendwelchen seltsamen Becken, die mit Plastikfolie ausgekleidet sind, aufgefangen. Das haben wir anders in Erinnnerung. Von den Negativmeldungen wollen wir uns nach einem kurzen Einkaufstrip zurück nach Permet selbst überzeugen(genau genommen wollen wir sehen, dass es Falschmeldungen sind). In Permet ist nicht allzuviel los, erstaunlich viele Männer sind auf den Straßen oder in den Cafes zu finden – und sind im Gegensatz zu den Frauen, die wir sehen, recht untätig.

Die Frauen gehen einkaufen und schleppen ihre Einkaufstaschen ohne männliche Hilfe weiter nach hause. Beim Byrekbäcker holen wir uns die unterschiedlich gefüllten Blätterteiggebäcke zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Beim Obst und Gemüssehändler gibt es auch die guten eingelegten Oliven – und so geht’s mit unserer Einkaufsbeute wieder in Richtung Rudolph und dann entlang des Flusses zu den Thermalquellen.

Eigentlich fast unnötig zu erwähnen, dass die Negativmeldungen über die Thermalquellen sich als falsch herausstellen. Die Parkplätze sind fast leer und irgendwelche Plastikplanen haben wir nun wirklich nicht gefunden. So, wie wir es in Erinnerung hatten, muss man vom Parkplatz über die osmanische Bogenbrücke, die sich über eine wilde Schlucht spannt und kommt dann auf der anderen Seite des Flusse zu einem kleinen und einem ziemlich großen Becken, das permanent mit dem warmen Wasser gespeist wird. Einige Gäste sitzen in den Becken, ein Mädchen führt an einem Tuch wahrlich artistische Kunststücke unter dem Brückenbogen vor.

Voskopoje scheint fast ausgestorben zusein – nein das stimmt nicht ganz – die Männer von der Polizeistreife sind da und machen in einer vor Wind und Wetter geschützten Ecke eines überdachten Tavernengartens Frühstückspause – oder Mittagspause. Wir starten umseren Rundgang durch das Dorf der Kirchen und es macht und den Eindruck als ob dieses Dorg im Sommer von Touristenscharen heimgesucht werden könme. Eine der Kirchen ost offen, verschlossen und wieder andere komplett eingerüstet und KI werden grundsaniert.

Ein paar kleine Erlebnisse sollten nicht unerwähnt bleiben: Eine Schafherde, deren Schäfer im Mercedes hinterher fuhr, ein Händler am Weg zu den Thermalquellen, der unerfahrenen Touristen seinen selbst gekelterten einfachen Rotwein in alten Plastikflaschen zum Preis von erlesenen Spätlesen anbieten wollte und natürlich – nein wie niedlich – kuschelige junge Hunde am Parplatz zu den Quellen.

Unsere Übernachtung findet diesmal bei einer kleinen Taverne nahe den Thermen statt. Und wir stehen nicht nur nahe einer Taverne, sondern auch fast mitten im Gemüsegarten der Taverne. Die Tavernenwirtin erklärt uns – zumindest verstehen wir das so – dass sie für den Gemüsegarten, die Taverne, und das Camping zuständig ist. Wir sind die einzigen Gäste sowohl am Platz als auch in der Taverne. Es gibt Hühnchen mit Kartoffeln aus dem Backofen und der Salat wird frisch aus dem Garten geholt. Das, was eben hier gerade wächst und reif ist. Alles wäre biologisch erklärt uns die Chefein. Zum Nachtisch spendiert sie noch etwas Byrek und einen Kaffe dazu. Beides genießen wir in der Gesellschaft der ganzen Famile, denn inzwischen haben sich der Onkel, und die zwei Mamas dazugesellt. Wir zeigen uns gegenseitig und sehr zur Freude unserer Gastgeber, die Bilder von unserern Kindern und Enkeln.

Ein paar Serpentinen geht es zurück an die Hauptstraße entlang der Vjosa. Die jadegrüne Farbe, die die Vjosa gestern in der Sonne noch gehabt hatte, ist Grautönen gewichen, denn in der Nacht hatte es heftig geregnet und jetzt kommt natürlich auch Schlamm den Fluss hinunter. Über enge Brücken und an der ‚abandoned Bridge‘ vorbei fahren wir in Richtung Berge nach Norden.

In einem Bergdörfchen drängt sich wieder ein Riesenbunker aufs Bild und der Deckel eines Kleinbunkers liegt wie eine unbewegliche Schildkröte vor unserem Parkplatz.

Auf 1091m will man offenbar den Fremdenverkehr fördern und hat schon mal ein schickes großes Blockhaus gebaut – eventuell ein Hotel. Wir fahren auf einer Hochebene auf der eine Gruppe Pferde freilaufend von einem Hirtenhund bewacht wird. Das funktioniert also nicht nur mit Schafen und Ziegen.

An der Straße sprudelt aus zwei Rohren Quellwasser. Wenn das Wasser gut ist, füllen wir unsere Trinkwasserflaschen und den Frischwassertank auf. Und es ist gut; sehr gut sogar, denn eine Inschrift besagt, dass man Wein aus Leskovik trinken könne, wenn man 120 Jahre alt werden will – besser wäre allerdings, das Quellwasser zu trinken, denn damit würde das Lebensalter auf 200 Jahre steigen.

Noch etwas weiter geht es nach oben. Unser Ziel ist die Farma Sotira, eine Forellenzucht mit Stellplatz und Taverne, in der man sensationell frische Forellen zu günstigen Preisen bekommen kann. Die Außentemperatur ist gerade mal 8°; da ist der angefeuerte Kamin in der Taverne sehr willkommen.

Grundsätzlich wollen wir nach Pogradec am Ohridsee. Aber wir wären nicht wir, wenn wir da einfach schnurstracks hinfahren würden ohne einmal für etwas Sehenswertes abzubiegen. Also bleiben wir erstmal bei einem beeindruckend großen Partisanendenkmal stehen, das auf einem Hügel an den tapferen Widerstand gegen die Deutschen erinnert.

Wenn man in ein Seitental nach Westen  abbiegt und der Straße 21km folgt, kommt man nach Vithkoq, das ein wenig der kleine Bruder von Voskopoje ist, das im nächsten Seitental auf dem Weg zum Ohridsee liegt. Warum kleiner Bruder? Ganz einfach: die Zahl der Kirchen in Vithkoq ist überschaubar, die Zahl der Kirchen in Voskopoje ist mit mehr als 6 (je nachdem, ob man die Kirchen außerhalb des eigentlichen Ortes mitzählt oder nicht) deutlich höher. Und wenn man weiter wandern  möchte, würde man noch deutlich mehr Klöster und Kirchen finden. Die Bemalungen im dunklen Inneren der Kirchen lassen einen irgendwie zur Ruhe kommen.

Zur Ruhe kommen wollen WIR auf einem Plateau oberhalb eines Stausees. Bislang hatten die kurzen Regenschauer immer erst dann eingesetzt, wenn wir wieder im Auto saßen aber da scheint noch mehr zu kommen, wenn man den schwarzblauen Himmel anschaut. In der vergangenen Nacht waren die Berge schon ab knapp 2000m leicht beschneit worden; laut Wetterbericht soll auch die kommende Nacht Temperaturen knapp über 0° bringen. Nach fast 3 Wochen fahren wir heute Abend zum ersten Mal wieder unsere Satellitenschüssel aus, um etwas fern zu sehen. Der Handlung im  ‚Amsterterdam-Krimi‘ können wir nur mit Mühe folgen, trotz der Spannung. Aber wir sind einfach müde und fernsehen passt irgendwie doch nicht zu albanischer Einsamkeit.

Es regnet zwar in der Nacht aber ganz normal ohne besondere Gewalt. Erst als wir wieder losfahren, tröpfelts wieder – und kalt ist es auch noch – nur 8°.

Voskopoje macht einen etwas ausgestorbenen Eindruck – aber halt, das stimmt nicht ganz, denn die Polizeistreife macht in einem wind- und wettergeschützten Vorraum einer Taverne Frühstückspause oder doch schon Mittagspause? Egal, wir gehen zur einzigen geöffneten Kirche, denn die anderen sind entweder verschlossen oder eingerüstet, weil sie gerade renoviert werden. Wieder die Atmosphäre mit den ganz und gar bemalten Wänden. Eigentlich darf man hier nicht fotografieren aber wie sollen wir uns die Schönheit der Kirche ohne Bild im Kopf behalten?

In einer der Gassen gibt es einen kleinen Laden, der jede Art von Kräutern und Gewürzen anbietet. In einem kleinen Öfchen brennt ein Feuer und der Besitzer sitzt auf einem Sofa und wartet auf Kunden. Wir würden gerne Holunderblütentee kaufen aber trotz Google-Übersetzer kommen wir nicht richtig weiter. Kurzerhand ruft er eine Frau an, die sich ganz offensichtlich noch besser mit Kräutern auskennt als er selbst und bedeutet uns, dass uns in 5 Minuten geholfen würde. Und tatsächlich kann die Frau helfen und wir den Laden mit Holunderblüten und kleinen getrockneten Äpfeln wieder verlassen.

Und schon fängt es auch wieder an zu regnen. Wir erreichen Rudolph noch einigermaßen trocken – die Polizeistreife macht immer noch Mittagspause in der Taverne, die Stimmung scheint sehr gut zu sein. Wir fahren zurück in Richtung Korca und wollen einen bestimmten Campingplatz, der günstig ist, eine Taverne hat und beste Kritiken bekommen hat, ansteuern. Was nicht in der App steht, ist, dass die Zufahrt mit Fahrzeugen über 3m eher kritisch, bei unseren 3,35m sogar unmöglich ist. Also ändern wir unseren Plan und suchen zuerst noch ein nahegelegnes Hügelgrab auf. Es regnet heftig wir finden das Mini-Hinweisschild auf das Hügelgrab und fahren die Straße entlang zum Eingang. Ein etwas dicklich unsportlich wirkender Mann rennt nach uns die Straße entlang. Er ist der Ticketverkäufer, der seinen Tag wegen geringem Besucheraufkommens und schlechtem Wetter in seinem Haus verbracht hat und jetzt zu seinem Einsatzort trabt. Wo wir herkommen fragt auch er, Alemannia Nürnberg Fürth – aah Frankfurt freut er sich und nimmt pro Person 2 Euro Eintrittsgeld für die Besichtigung der Knochen aus dem Grab ein. Sein sportlicher Einsatz hatte sich aber gelohnt, den mit uns war auch noch ein schweizer Pärchen gekommen. O.k. – genug Kultur für heute.

Wir brauchen einen neuen Plan für ein Nachtquartier mit ausreichend hoher Einfahrt. Also steuern wir den Ohridsee an, der nur noch knapp 40 km entfernt ist. Wir fahren durch Pogradec am See entlang in Richtung nordmazedonische Grenze und biegen bei einem außerhalb von Pogradec gelegenen Campingplatz, den wir schon von der ersten Albanienreise kennen, ein. Irgendwie sieht aber hier alles anders aus, was kein Wunder ist, weil es der falsche Platz ist. Die Chefin begrüßt uns aber bereits freudestrahlend, nennt uns den Preis und bestätigt, dass die Taverne geöffnet hat. Also bleiben wir und wie es der Zufall will, steht ein Pärchen, das wir bereits von Himare kennen, auch hier. Da ist doch gute Unterhaltung beim Abendessen gesichert. Die anderen und wir sind die einzigen Gäste, ein kleiner Holzofen, versucht die Taverne aufzuheizen, was nicht so ganz einfach ist, weil es überall mit niedrigen Temperaturen stürmisch durch die Ritzen pfeift. Fast unnötig zu erwähnen, dass der an sich sehr schöne Ohridsee direkt vor dem Campingplatz uns mit höheren graubraunen Wellen willkommen geheißen hatte. Das Essen und die Stimmung sind aber gut, der Abend ist gerettet.

Am nächsten Morgen strahlt die Sonne vom blauen Himmel und wir folgen der Empfehlung eines Österreichers, uns doch unbedingt den Basar in Pogradec anzusehen. Mit unseren Fahradhelmen und den Faltfahrrädern geben wir uns klar als Touristen zu erkennen. Wahrscheinlich wären wir auch ohne Helm und Fahrrad als Tourist enttarnt worden. Gute 3 km sind es bis in die Stadt und als Erstes besuchen wir einen Molkereiladen, in dem viele verschieden Schafskäsesorten und jede Menge anderer Käsesorten angeboten werden. Und worin unterscheiden sich nun die vielen Sorten? Der Verkäufer sieht unsere Ratlosigkeit und lässt uns einige Sorten probieren. Wir entscheiden uns für Schafskäse und Kashkaval und eine – wie der Verkäufer die Wurst nennt ‚pikant sosici‘. Mit einem schweren Paket Käse und Wurst verlassen wir den Laden nach Bezahlung von nur €7,50. Aber wo ist jetzt der Markt oder Basar? Mit Hilfe des Übersetzers können uns zwei Frauen letztendlich helfen. Wir hatten uns Marktstände auf einem Marktplatz vorgestellt aber der Basar ist anders. In kleinen Gassen werden in Läden, Häuserruinen, unter Wellblechdächern oder abenteurlich aufgespannten Stoffbahnen eine Vielzahl unterschiedlichster Waren angeboten. Von der Waschmaschine, über Möbel, Miederwaren, Schuhe, Kleidung, Obst Gemüse, Raki, Wein bis zu lebenden Hühnern ist alles im Angebot.

Wir kaufen eine Gurke, ein paar Tomaten, ein paar Riesenradieschen, die hier einzeln und nach Gewicht verkauft werden, und eine Schale frischer Erdbeeren für zusammen knapp über 3 Euro. Und dabei können wir auch sicher sein, dass alles frisch aus der Umgegend stammt und nicht schon wochenlang durch die Welt geschippert wurde. Eine große Plastikflasche lokalen Weines soll es auch noch sein. Der Händler möchte wie alle wissen, wo wir herkommen. Alemannia; da strahlt er und ruft ‚Bayern München‘. Irgendwie freuen sich alle, wenn man sagt, dass man aus Deutschland kommt.

An der sonnenbeschienen Promenade und vor den in der Nacht frisch beschneiten Bergen bringen wir unsere Basarbeute zurück zum Rudolph

und starten nochmals in die andere Richtung am See entlang zu der – wie wir sie nennen: ‚Wasserwelt‘. Kleine Seen und Teiche sind mit Holzbrücken verbunden und offene Tavernen stehen auf Pfählen im Wasser. Mit Ruderbooten kann man sich auf den Wasserläufen herumfahren lassen oder eben in den ‚Pfahltavernen‘ einkehren. Das Ganze ist extrem idyllisch, das Wetter passt auch dazu und die Krönung sind natürlich das Quartett Hundewelpen – zwei mit blauen Augen, einer mit einem blauen und einem schwarzen Auge und einer mit zwei schwarzen Augen.

Das Wetter am nächsten Morgen hat schon wieder vergessen, dass die meisten Touristen nur mit Sonnenschein angelockt werden können. Es schüttet immer wieder und daher wird der Besuch des als typisch albanisches Dorf gelobte Lin an der Westküste des Ohridsees storniert und wir schlagen direkt die Richtung zurück nach Korca ein, was ja ohnehin auf unserer Strecke nach Griechenland liegt. Vielleicht wird das Wetter ja doch noch besser und ein wenig Stadtbesichtigung ist möglich. Jetzt ist jedenfalls der Regen erstmal in Schneeregen übergegangen, das Außenthermometer zeigt noch 2,5°C an.

Am Straßenrand weist ein Schild auf die Rozafa Fish City in Maliq hin. Das Schild ist noch relativ neu und könnte daher auch noch aktuell sein. Wir folgen dem Schild und landen auf einem bestens herausgeputzten Gelände, dass sich nach Recherche als ehemaliges Fabrikgelände herausstellt. 1992 hatte ein weitsichtiger Fischer begonnen, Restaurants mit Fisch zu beliefern. Sein Unternehmergeist hat es geschafft, bis heute mehrere Filialen in benachbarten Ländern zu eröffnen und mit seinen 1500 Mitarbeitern ist es sein Ziel, den gesamten Balkan mit Fisch zu beliefern. An der Außenwand eines Nebengebäudes sind wohl alle Politiker abgebildet, die zum Gelingen dieses Unternehmens und zum Aufstieg Albaniens beigetragen hatten. Angela Merkel ist auch dabei. Im Inneren ist ein Restaurant, das einen sehr noblen Eindruck macht und jegliche Art von Fischspezialitäten anbietet. Wir ändern unseren üblichen Tagesablauf und beschließen, heute Mittag zu essen. Die Preise in diesem gediegenen Restaurant sind überraschend niedrig und das Essen echt lecker. Später erfahren wir, dass es noch 3 weitere Restaurants dieses Unternehmens in Albanien gibt.

Frisch gestärkt brechen wir nach Korca auf; wir haben Glück und der Regen lässt nach, so dass wir unseren Rundgang an der orthodoxen Kathedrale beginnend durch die Einkaufsmeile zum alten Basar einigermaßen trocken machen können. Der viel gelobte alte Basar macht heute allerdings keinen besonders attraktiven Eindruck, was daran liegt, dass die Stände/Geschäfte alle am Sonntag geschlossen haben.

Natürlich hört der Regen am ENDE unseres Rundgangs auf und sogar die Sonne kommt heraus. Mitten in der Stadt betreibt eine Art Missionsstation einen Stellplatz, den wir ansteuern. Den überaus freundlichen Platzwart fast ohne Zähne und mit einer Brille, die nur einen Bügel hat, laden wir zum Espresso ein, was er dankend annimmt. Nur noch unser letztes albanisches Geld wollen wir am nächsten Tag im Einkaufszenzentrum ausgeben und vielleicht gibt es ja dort auch die berühmten Butrintmuscheln von der Fish City Firma. An einer großen Straße parken wir Rudolph, bewundern einen Albaner, der seine Mohrrüben im Abwasser des Rinnsteins wäscht und überqueren den Busbahnhof zum Einkaufszentrum. Viele Kleinbusse warten darauf, irgendwann irgendwohin zu starten. Das Ziel steht auf kleinen Papptafeln hinter der Frontscheibe – irgendwelche Anzeigetafeln gibt es nicht. Die Busfahrer sind praktisch die biologischen Anzeigetafeln, die über den Platz laufen und ausrufen, wann und wohin sie fahren werden. Wir haben bei der Weiterfahrt noch einmal die Möglichkeit, den ‚hohen Sicherheitsstandard‘ bei der Stromverkabelung und die moderne Ausstattung der Feuerwehr zu bewundern. Aber Korca kann auch wirklich modern, was wir am Sky View Restaurant und am Stadion sehen.

Aber jetzt wollen wir Korca und Albanien verlassen und nach Griechenland einreisen.

Und jetzt wieder in den Süden (Albanien 2024_2)

Und Ihr fahrt tatsächlich nach Albanien? Habt Ihr denn keine Angst? Es soll ja furchtbar touristisch und teuer geworden sein. Und die Straßen sind ja so schlecht.

Nun, wir finden es seltsam, dass die Menschen das meiste über ein Land wissen, die noch niemals dort gewesen sind. Und das, was sie wissen, ist meist etwas Negatives. Wir haben bislang die Erfahrung gemacht, dass die Menschen hier freundlich und ehrlich sind, dass die meisten Straßen in gutem Zustand sind (es gibt sogar eine hervorragend Straße durchs Gebirge, die noch nicht einmal Google Maps bekannt ist. Unsere Landkarte kennt sie aber – ein hoch auf die analoge Welt in diesem Fall). An der Küste ist es tatsächlich touristisch und teurer geworden aber im Landesinneren ist die Welt noch größtenteils in Ordnung.

Um auf das Ende unseres letzten Beitrags zurückzukommen – wir sind tatsächlich ein paar Tage geblieben und haben relaxt.

Aber dann waren wir endgültig aufgebrochen und wollten das alte Himare  oben auf dem Berg besuchen. Zuerst nochmal schnell im Hauptort einkaufen

und dann hoch zum alten Ort. Ein Mann möchte uns Tickets verkaufen – 300 Lek pro Person – erzählt uns dann aber, dass er in Köln gelebt hatte und wir als Deutsche jetzt einen Freundschaftspreis von 500 Lek für zwei Personen bekommen. Ob man für den Besuch von Alt Himare nun wirklich Tickets gebraucht hat oder ob unser albanischer Freund nur geschäftstüchtig war, wissen wir nicht wirklich…

Bei unserem Rundgang stellen wir fest, dass die Idylle des Ortes auf alle Fälle den Eintrittspreis wert ist. Die Krönung ist allerdings die Aussicht von der Terrasse des Cafes Butterfly.

Nach unserem Besuch wollen wir noch tanken – angeblich geht das Bezahlen hier auch mit Kreditkarte. Also Tank voll machen. Das Kreditkartengerät funktioniert allerdings nicht – der Tankwart denkt, dass es am Akku liegt aber auch das Ladegerät bringt keinen Erfolg. Am Ende bezahle ich mit Bargeld, der Tankwart bedankt sich und meint “ Sorry, made in Albania“ und lacht. Auf dem Weg nach Qeparo kommen wir noch einmal an der Festung Porto Palermo vorbei. Und dieses Mal bleiben wir stehen und klettern den kleinen Hügel hoch, um die Festung zu besichtigen.         

Dann fahren wir weiter in Richtung Süden bis Qeparo und auf der Straße, die Google Maps nicht kennt, in die Berge. Bis 1000m schraubt sich die Straße nach oben.  Auf der Höhe gibt es sogar einen Campingplatz, der aber gerade noch auf den erwarteten Touristenansturm vorbereitet wird – und wir wollen ja auch nicht übernachten, sondern die Bergstraße und die Niviceschlucht genießen.

Die Schlucht von Nivice – auch Nivica Canyon genannt – ist ein grandioser und kilometerlanger Canyon, an dem wir entlang fahren und den wir an der schmalsten und flachsten Stelle überqueren. Die Fahrt ist echt beeindruckend – die gefahrenen Kilometer sind gar nicht viel, die Zeit, die wir brauchen ist erheblich.

Schließlich stoßen wir bei Tepelene wieder auf  eine große Straße, die nach Gjirokaster führt. Entlang der Straße gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, die sich Campingplätze nennen aber in Wirklichkeit Stellplätze sind, die dem Übernachtungsgast die Möglichkeit bieten, die Geräusche der mehrspurigen Hauptstraße intensiv zu genießen. Der Family Camping liegt gut zwei Kilometer im Hinterland. Alles ist blitzsauber, es ist ruhig und das zugehörige Restaurant bietet bestes Essen zu fairen Preisen an. Wenn wir dort nicht bleiben, sind wir selbst schuld.

Und auch einen Taxiservice zur Altstadt gibt es zu allem Überfluss. Da steht einem Besuch des berühmten Städtchens Gjirokaster nichts mehr im Weg.

Wir nutzen am nächsten Tag den Taxiservice und lassen uns ins Zentrum bringen. Die Straße endet an der Zufahrt zu einer großen Tiefgarage. Diese Tiefgarage und andere nicht stilechte Bauten haben schon fast dazu geführt, dass Gjirokaster (oder auch Gjirokastra, wie es manchmal geschrieben wird) wieder von der UNESCO Weltkulturbe-Liste gestrichen wird. Für einen ganz normalen Samstag ist Gjirokaster sehr gut von Touristen besucht und man glaubt es kaum, was man alles als Souvenir anbieten kann.

Und ganz oben auf dem Berg  gibt es dann noch die Festung, ohne deren Besichtigung man Gjirokaster nicht wieder verlassen sollte.

Beim Schlendern durch die Altstadt fällt immer wieder der für Albanien überraschend hohe Sicherheitsstandard bei Technik und Verkehr auf….

Wir übernachten noch einmal auf dem Family Camping und freuen uns am Lichtermeer der Stadt in der Dunkelheit

Heute ist Sonntag, wir sagen ‚Tschüss Family Camping‘ und gehen erstmal einkaufen. Wie — am Sonntag? Natürlich können wir hier am Sonntag einkaufen – die Geschäfte sind gut besucht, der Bäcker führt eine imposante Auswahl an Brot, an süßen und herzhaften Beweisen seiner Handwerkskunst.

Anders als in anderen Regionen Albaniens ist Trinkwasser hier überhaupt kein Problem. Es kommt aus den Bergen und steht an der Straße, die zum Abzweig ins Vjosatal führt, jedermann zur Verfügung. An den Zapfstellen haben sich auch kleine Snackbars und Händler, die lebende Forellen, Olivenöl, Honig, Marmelade, Kräuter und Tees anbieten, angesiedelt.

Ab jetzt geht’s an der Vjosa, einem der letzten Wildwasserflüsse Europas entlang in Richtung Permet – manchmal auch nicht nur entlang, sondern auch auf abenteuerlichen Brücken über den Fluss.

An den Vjosa-Wasserfällen, die neben, durch und unter zwei Restaurants durchplätschern, legen wir noch einen  Fotostopp ein.

Auch hier hat ein Händler seinen Stand aufgebaut und versucht deutlich überteuerten Honig und allerlei Tand anzubieten.

Auf dem Weg zum Naturcamping Permet fahren wir noch kurz in den Ort Permet. Dieser Ort mit dem markanten Felsen macht einen sehr sauberen, aufgeräumten Eindruck. Fast schon wie  ein Kurort.

Beim Naturcamping – ‚it’s very basic‘ sagt uns die Betreiberin – wollen wir wieder ein paar Tage bleiben und eventuell probieren, in der Vjosa zu baden. Mehr davon im nächsten Beitrag.

Und jetzt wieder in den Süden (Griechenland-Albanien 2024_1)

Irgendwann im Klima bedingt zu warmem aber dennoch grauen und trüben Winter 2023/24 sahen wir eine Dokumentation über Griechenland mit Sonne, Wein, schönen Landschaften, netten Tavernen und vielem mehr. Und da haben wir nicht lange nachgedacht, das Handy gezückt und uns auf die Suche nach einer passenden Fährpassage nach Griechenland gemacht. Und das ist gar nicht so einfach. Zu teuer, unmögliche Zeiten, kein Platz für unseren Rudolph oder oder oder. Letztendlich wurden wir fündig und buchten Venedig nach Igoumenitsa für den 3.April. Auf dem Weg nach Venedig machten wir Halt auf dem Panoramastellplatz am Großvenediger

und übernachteten nach der Fahrt durch die teilweise verschneiten Alpen noch einmal auf dem von heftigen Regenschauern etwas aufgeweichten Camping Fusina am Hafen von Venedig.

Mit der Lefka Ori, die in letzten Monaten zweimal auf neue Eigentümer umlackiert worden war, stachen wir am nächsten Tag in See und erreichten Igoumenitsa gut 25 Stunden später. Nur ganz wenige Fahrzeuge hatten diesen Hafen gewählt; die meisten wollten nach Patras.

Einkaufen war etwas schwierig, da die ersten kleinen Dörfchen noch ihren Mittagsschlaf hielten und erst abends wach werden wollten. Also haben wir uns am Kalami Beach niedergelassen und für Umsatz in der Taverne gesorgt.

Gleich 4 Tage haben wir die Sonne, die Ruhe, das 18° kalte Meer und die Leckereien in der Taverne genossen. Unser nächstes Ziel – Butrint- liegt bereits in Albanien. Butrint, das sind ein Amphitheater, eine Basilika, ein paar kleinere Tempelchen und Häuschen und natürlich die Festung auf dem Hügel. Die Anlage hatte man vor über 2500 Jahren begonnen zu bauen; mittlerweile ist das Ensemble natürlich schon wieder größtenteils verfallen, hat es aber geschafft, zum Unesco Weltkulturerbe befördert zu werden.

Diverse Reiseführer und Beiträge warnen vor starkem Andrang in Butrint und  raten daher zu einem Besuch möglichst früh am Tag. Wir haben zwei Dinge nicht getan: erstens haben wir uns nicht mit der sehr klapprigen Fähre 50m für 14€ über den Kanal schippern lassen, sondern sind um den Butrintsee herumgefahren

und zweitens haben wir uns von den Horrormeldungen bezüglich des Besucherandrangs nicht einschüchtern lassen und waren am frühen Nachmittag am Ticketschalter aufgetaucht. Außer dem Ticketverkäufer und uns war niemand sonst zu sehen. Der Vollständigkeit halber sollte ich natürlich noch darauf hinweisen, dass es selbstverständlich überhaupt kein Problem gewesen war, für Rudolph einen ausreichend großen Parkplatz direkt am Eingang zu finden. Ein paar Dinge von  unserer Fahrt nach Butrint muss ich natürlich auch noch loswerden. Noch in Griechenland schlängelte sich eine ca 80cm lange und 3cm dicke Schlange auf der sonnenerwärmten Straße. Ich hielt an und fotografierte das Reptil aus dem Fenster heraus. Und das war wahrscheinlich schlau gewesen, denn die hochgiftige Europäische Hornotter hatte sich wohl in ihrer Freiheit von uns eingeschränkt gefühlt und versucht Rudolphs Vorderrad durch mutige Drohgebärden aus ihrem Revier zu vertreiben. Da ja eigentlich wir in ihren Lebensraum eingedrungen waren, wollten wir auch nicht weiter bei der Straßenüberquerung stören und sind dann  vorsichtig an dem Tier vorbei gefahren.

Am Grenzübergang nach Albanien gab es keinerlei Wartezeit, lediglich Ausweis und Fahrzeugschein wurden kontrolliert und dann stand einer Einreise ins Land der Skipetaren nichts mehr im Weg. Bereits wenige Kilometer nach der Grenze konnten wir uns in einem kleinen Krämerladen albanische Simkarten kaufen und waren eine knappe Stunde später wieder im Netz zu finden, so dass ich schon bald anfangen konnte, diesen Beitrag zu verfassen.

Eigentlich wären wir auch gerne für unser Abendessen in der Nahe von Butrint geblieben, denn für den Feinschmecker hält diese Gegend die rund um Butrint gezüchteten Muscheln bereit.

Muschelzucht

Aber es kam anders. Die Stadt Ksamil kam für uns als Übernachtungsplatz gar nicht in Frage. Auf der Fahrt durch die Stadt hatten wir den Eindruck durch eine einzige, riesige Baustelle zu fahren und das war nun wirklich wenig idyllisch. In Saranda war es nicht viel besser mit dem Unterschied, dass es hier die hässlichen Betonbettenburgen immerhin schon bis zum Rohbau oder sogar etwas weiter geschafft hatten. Also auch wenig einladend.

Die armen Touristen, die für den Sommer einen mediterranen, romantischen Strandurlaub in einer der beiden Städte buchen, sind bereits heute zu bedauern (zumindest nach unserem Empfinden für attraktive Urlaubsorte)

Also fahren wir weiter in Richtung Norden in der Hoffnung, doch noch einen etwas besseren Übernachtungsplatz zu finden. Die Straße windet sich in vielen Kurven den Berg hinauf und siehe da, plötzlich passieren wir oberhalb von Borsh ein Panoramarestaurant, das uns von unserer Reise in 2015 verdächtig bekannt vorkommt. Also erstmal stoppen und Abendessen und die grandiose Aussicht genießen.

Unten am Strand sehen wir ein weißliches größeres Fahrzeug. Ich zoome mit meiner Kamera das Fahrzeug groß – und: das kann ja wohl nicht wahr sein – das ist das Fahrzeug unserer Wohnmobilfreunde, die wir vor einigen Jahren im Donaudelta kennen gelernt hatten. Dann scheint sich ja auch die Suche nach einem Übernachtungsplatz erledigt zu haben. Runter zum Strand, Weinflasche rausholen und Wiedersehen feiern bis es zu kalt wird um draußen zu sitzen. Ja am Wasser wird es abends zu dieser Jahreszeit wirklich kühl – auch wenn man in Albanien ist und einem ein rekordverdächtiger Sonnenuntergang präsentiert wird. Der Tag beginnt wieder mit Tieren. Insgesamt 5 Esel besuchen uns und unsere Freunde und holen sich ihre Streicheleinheiten ab.

Unser Übernachtungsplatz (gaaanz hinten) von oben gesehen

Ebenfalls von der letzten Reise in 2015 war uns noch ein Restaurant in Erinnerung geblieben, das am Hang hinauf seine Gasttische auf kleinen Terrassen zwischen kleinen Wasserfällen aufgestellt hat. Und – schon wieder eine Überraschung: da bin ich gestern Abend vorbeigefahren und habe es gar nicht gemerkt. Also müsse wir heute nochmals 4km zurück fahren, um unsere Fotos zu machen. Essen gehen können wir dort aus zwei Gründen nicht: erstens wird zwischen den Wasserfällennoch kräftig renoviert und zweitens hatten wir ja gerade erst gefrühstückt.

So, Fotos sind gemacht, dann steuern wir mal den Llogarapass an. Wir fahren an der Festung von Porto Palermo auf einer Insel vorbei. Gegenüber ist der Hang mit hunderten von Agaven bedeckt.

Ein Stückchen weiter finden wir eines von Enver Hodshas U-Boot-Verstecken. Wie groß muss die Angst dieses Diktators wohl gewesensein, wenn er neben solchen U-Boot-Verstecken auch noch zigtausend Bunker bauen ließ.

In zickzack Serpentinen fahren wir ständig bergauf und dann wieder ein Stückchen bergab, begleitet von immer wieder großartigen Ausblicken und durch am Hang klebende Dörfer auf den Llogarapass hoch.

Beim Blick nach unten auf den Ort Dhermi hat sich seit dem letzten Mal auch einiges geändert. Die Ortsgröße hat sich verdoppelt, die zweite Hälfte, die damals noch einsamer Strand war, ist jetzt Baustelle für zig Appartmenthäuschen. Landschaft gibt’s nur noch wenig.

Wir beschließen, wieder nach unten bis Himare zu fahren und beim kleinen Camping Moskato einzukehren. Überall entlang der Straße sind Bienenstöcke zu finden – also müssen wir natürlich lokalen Honig mitnehmen.

Auch Moskato hat sich verändert; es ist doppelt so groß, es gibt jetzt perfekte Sanitäranlagen und sogar ein Restaurant. Da müssen wir doch gleich mal eine sehr gut zubereitete Dorade testen. Vielleicht bleiben wir noch ein paar Tage.