Wir folgen dem Ministerpräsidenten

Die Campingplätze in Bayern hatten ab 30. Mai 2020 nach dem Corona Lockdown wieder geöffnet und der bayerische Ministerpräsident hatte auch keine Gelegenheit ausgelassen in Interviews oder Ansprachen darauf hinzuweisen, dass man in 2020 den Sommerurlaub möglichst nicht im Ausland verbringen sollte, sondern idealerweise in Deutschland. Natürlich würde sich hierbei Bayern ganz besonders als Urlaubsregion eignen….

Wenn allerdings jetzt alle zu einer Völkerwanderung in die bayerischen Alpen aufbrechen, dann sind dort wohl eher überfüllte Parkplätze und Gedränge jeglicher Art vorzufinden – und so berichteten es auch die Medien. Zugeparkte Dörfer und Wiesen, Abstand eher Fehlanzeige, lange Warteschlangen usw.

Ein Anruf bei einem Campingplatz im Altmühltal bringt für uns Gewissheit: „Nein wir sind noch nicht von einer Urlauberwelle überrannt, Sie können gerne kommen.“ lädt uns der Chef vom ‚Sieben Täler Camping‘ ein. Wir waren schon einmal vor ein paar Jahren dort gewesen und haben den Platz in guter Erinnerung. Er liegt nahe Dietfurt direkt am Main-Donau-Kanal, so dass man immer mal wieder die Frachtkähne hören kann, wenn sie vorbeituckern.

Normalerweise kommen hier auch Hotelschiffe vorbei; aber die lagen am 25.Juni noch irgendwo fest vertäut und warteten auf weitere Lockerungen in der Corona Pandemie. Strahlender Sonnenschein lädt uns mehrfach zu Fahrradtouren in die Umgebung ein. Auf dem Weg nach Dietfurt passieren wir zunächst die Schleuse Dietfurt und sehen interessiert zu, wie sich das eiserne Riesentor öffnet und einen schwer beladenen Frachtkahn zur Weiterfahrt nach Dietfurt ausspuckt.

Das einfache Leben kann man theoretisch ein Stückchen weiter im Mittelalterdorf Alcmona in Seminaren und Kursen kosten – im Moment allerdings wegen Corona geschlossen. Daher beschränken wir uns auf ein paar Fotos vom Gelände, was nicht so schlimm ist, denn ein Seminar hätten wir wahrscheinlich sowieso nicht besucht.

Ein besonders schönes und einsames Stück Weg finden wir an der Altmühl entlang und dann interessieren wir uns für einen Biergarten mit dem Namen ‚Zu den drei Heiligen‘. Dass Mönche oftmals auch Bier brauen, ist uns bekannt aber bei einem Biergarten mit diesem Namen müssen wir doch einmal nachfragen. Es gab vor langer Zeit wohl hier in der Nähe drei Einsiedlermönche im Wald, die sehr viel Gutes getan hatten, so dass man sie zukünftig als Heilige verehren wollte. Das Dorf konnte aber den geforderten Preis für die Heiligsprechung – wir wussten bis dato nicht, dass es sich bei Heiligsprechungen um ein Business handelte – nicht aufbringen, so dass NUR Selige aus den drei Gutmenschen geworden sind. Da sie aber ganz nahe an der Heiligsprechung vorbeigeschrammt waren, wurde der Ort ihres Wirkens dennoch ‚Zu den Drei Heiligen‘ genannt.

Beim nächsten Ausflug am Kanal entlang nach Beilngries kehren wir weniger sakral im Garten des Fuchsbräu ein. Es ist superheiß an diesem Tag aber wir fahren dennoch ein wenig schneller zum Campingplatz zurück, denn die uns verfolgenden dunkelblauen Wolken kündigen eine Dusche an, die wir aber nicht während der Radeltour nehmen wollen. Wir haben es noch rechtzeitig ins Trockene geschafft und können nach dem Donnergrollen wieder mal einen Regenbogen bestaunen.

Nächste Station ist Drachselsried im bayerischen Wald, das wir für zwei Übernachtungen anfahren. Hauptgrund für dieses Ziel ist der Erwin, der gut zwei Kilometer entfernt aber oben auf dem Berg auf sehr natürliche Weise Wurst und Schinken in seinem Bauernhof herstellt. Ein echter Geheimtipp sind die Hirschsalami und der rote Pressack. Also keuchen wir mit dem Rad zum Erwin, der unglücklicherweise gerade seinen Mittagsschlaf halten wollte aber uns doch gewohnt freundlich bedient und uns mit einigen Leckereien aus seinem Kühlraum zu sehr fairen Preisen für die nächsten Tage versorgt.

Der nächste Ortswechsel führt uns nach Bad Kötzting, wo man ruhig auf dem Parkplatz an der Bäderwelt übernachten kann. In Bad Kötzting besuchen wir Freunde, die wir auf unserer Portugaltour kennen gelernt hatten und die noch nicht auf Tour waren, weil das bestellte Wohnmobil aus Italien wegen Lockdown erhebliche Verspätung hat. Daher können wir zusammen zur Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt im oberhalb von Bad Kötzting gelegenen Ort Weißenregen radeln. Die Kirche ist mindestens so interessant wie der nebendran gelegene Biergarten mit schöner Aussicht.

Auch am Höllensteinsee scheint die Sonnen nur noch ab und zu. Vom Weißen Regen kommend fahren wir am Schwarzen Regen wieder zurück nach Bad Kötzting. Die Wetterlage sieht zwar bedrohlich aus aber die Schwüle hält bis spät in die Nacht ohne einen einzigen Regentropfen aus.

Die nächsten Freunde warten in Cham auf uns. Seit wir sie vor drei Jahren in Frankreich kennen gelernt hatten, sind sie auf der Suche nach ihrem Traumkatamaran, um nach vielen Reisen überall auf der Welt jetzt endlich in See zu stechen. Auch hier erkunden wir die Umgebung von Cham mit den Freunden und unseren Rädern. Übernachten kann man auf einem sehr schönen WoMo-Stellplatz direkt am Fluss Regen, wo man auch gleich in den Fluss schwimmen gehen kann.

Weiter geht’s nach Gütenland oberhalb des Eixendorfer Stausees. Ein sehr ruhiger Campingplatz mit einer enorm fleißigen Chefin, die alle Gäste mit ihrem Namen anspricht ist unser Quartier für die nächsten Tage. Eine größere Tour wollten wir auf dem teilweise steil auf und ab gehenden Weg um den See machen und ich wollte bei einem Stopp einfach mal kurz auf der Karte nachsehen, wo wir eigentlich gerade sind, da lässt mein Fahrradreifen die Luft raus und wir haben erstmal einen Boxenstopp zum Austausch des Fahrradschlauchs – nicht ahnend, dass dasselbe Malheur uns zwei Tage später auf einer Tour mit unseren Freunden, die extra aus Nürnberg angereist waren, um mit uns einen Tag zu verbringen, noch einmal passieren würde.

Jetzt gehe ich doch einmal in eine Fahrradwerkstatt beschloss ich. Der Chef der Werkstatt untersucht Rad und Reifen ganz genau auf irgendwelche Splitter, die die platten Reifen verursacht haben könnten aber findet nichts. Mit wieder einem neuen Schlauch und richtig deftigem Luftdruck, geht’s die 10 km zurück zum Campingplatz.

Zusammen mit den Freunden genießen wir den Abend mit wunderschöner Aussicht beim Grillabend auf der Terrasse des Panoramahotels oberhalb des Campingplatzes.

Irgendwie traue ich nach den letzten Pannen meinem Reifen nicht mehr und überprüfe am nächsten Morgen den Reifendruck – Mist, der Druck ist auf die Hälfte vom Vortag abgesunken – sehr mysteriös. Irgendwie enttäuscht pumpe ich mit meiner Miniluftpumpe den Reifen wieder voll auf und – wie oh Wunder – ab diesem Moment hält der Druck jetzt schon mehrere Wochen. Ich verstehe es immer noch nicht aber freue mich, dass ich – hoffentlich nicht nur vorübergehend – Ruhe habe. Neunburg wollen wir auch kennen lernen und so testen wir gleich noch einmal die „Dichtheit des Reifens“ während einer Erkundungsfahrt im Ort.

Die letzte Station vor der Heimreise ist Weißenstadt im Fichtelgebirge.

Den Campingplatz kennen wir schon von ein paar Kurzaufenthalten. Aber einiges ist jetzt anders: es gibt eine große Baustelle zur Renovierung des Restaurants – Der ‚Biergarten‘ liegt vorübergehend lauschig neben der Baustelle auf einer der Zufahrtstraßen zu den Stellplätzen – die Übernachtungspreise sind nach einigen Renovierungen gestiegen, die Anmeldung erfolgt über ein Onlinesystem, das noch nicht richtig funktioniert; die Lage der Campingwiese nahe am See hat sich zum Glück nicht verändert.

Die Veränderungen sind die Folge eines Pächterwechsels, weil der ehemalige Pächter in den Ruhestand gegangen ist und jetzt in einem benachbarten idyllischen Dorf mit 51 Einwohnern eine Brotzeitstube mit Garten eröffnet hat, die man nur empfehlen kann. Irgendwie scheint er alle seine Gäste persönlich zu kennen, obwohl zumindest wir in den letzten Jahren nur wenige Tage auf seinem Campingplatz zugebracht hatten – ganz erstaunlich.

Die Stadt Weißenstadt warnt zwar davor, dass es Blaualgen im See geben könnte; wir können nichts entdecken und genießen ein Bad im See, bevor wir uns wieder auf die Heimreise machen. Summa summarum können wir sagen, dass die fast dreiwöchige Reise natürlich nicht ganz so abenteuerlich oder abwechslungsreich wie die vergangenen Reisen in andere Länder war aber Recht hat er, der bayerische Ministerpräsident: Bayern ist schön und das nicht nur im Voralpenland, sondern auch im nördlichen und östlichen Teil.

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