In den Westen – Normandie – Bretagne – Frühjahr 2023 (DLBF 23_6)

Die Gemeinde von La Lucerene d’Outremeur stellt uns freundlicherweise einen kostenlosen Übernachtungsplatz in der Nähe des Chateaus Lucerne zur Verfügung. Das Chateau kann zwar nicht besichtigt werden, weil es nur für Veranstaltungen gemietet werden kann aber durch den schönen Park um das Chateau herum können wir spazieren. Ein Künstler hat sich unter anderem mit überdimensionalen Büchern im Garten verewigt.

Wir machen uns auf den Weg zum Mont St. Michel. Aber wie das bei uns eben immer so ist, werden wir wieder mal von einem Wegweiser abgelenkt. Dieses Mal wird auf die Abtei Lucerne ganz in der Nähe hingewiesen. In der alten Abteikirche findet noch ein Gottesdienst statt, daher betrachten wir die Abtei nur von außen.

Ein Blick in die Landkarte sagt uns, dass wir vom Aussichtspunkt Champeaux und dem dort befindlichen Cabane Vauban nicht weit entfernt sind. Vom Aussichtspunkt soll man sogar den Mont St. Michel in der Ferne sehen können. Die Bäume hängen auf der Zufahrtsstraße zwar etwas niedrig aber dafür ist der Parkplatz erfreulich leer an diesem sonnigen Tag. Und tatsächlich – der Mont St. Michel ist in der dunstigen Ferne zu sehen – das dazugehörige Foto ist allerdings doch sehr in unterschiedlichen Grautönen gehalten, so dass ich hier darauf verzichte.

Wir wollen uns auf dem Campingplatz nahe des Abteihügels einmieten. Dazu benötigen wir einen Code, der es uns ermöglicht, eine Schranke zu passieren. Den Code hatten wir bei der Reservierung des Campingplatzes erhalten. Ja, wir haben – völlig ungewöhnlich für uns – den Campingplatz reservieren lassen, weil wir durch mehrere Erzählungen über Touristenmassen verunsichert worden waren und daher befürchteten, womöglich keinen Platz mehr zu bekommen. (Wieder einmal hat der Marketingtrick „Sofort zugreifen – Nur noch wenige verfügbar…“ ganze Arbeit geleistet) Tatsächlich waren mit den kostenlosen Shuttlebussen viele Touristen zum Hügel oder vom Hügel zurück unterwegs aber der Campingplatz war eine Oase der Ruhe und Idylle im noch sehr erträglichen Trubel. Ebenfalls hatten Freunde versucht, im Vorfeld nahezulegen, dass wir ganz früh zum Hügel kommen sollen, weil wir sonst kaum eine Chance hätten, in die Abteikitrche zu kommen. „Ganz früh“ steht leider in krassem Gegensatz zu unserer Lebensweise und funktioniert bei uns grundsätzlich nicht und so „reisen“ wir mit einem mäßig gefüllten Shuttlebus am nächsten Vormittag kurz nach  11.00 Uhr in Richtung Mont St. Michel. Wir schlendern durch die Gässchen und finden auch immer wieder Momente, in welchen wir fotografieren können, ohne dass Menschen durch das Bild laufen. Also alles gar nicht so schlimm.

Vor der Ticketverkaufsstelle hat sich eine kleine Schlange gebildet, die aber durch die vielen geöffneten Ticketschalter schnell kleiner wird und verschwindet. In der Hochsaison oder am Wochenende ist das sicher anders und die Warnungen, die wir erhalten hatten, wären dann vielleicht auch berechtigt gewesen. Die Abtei und die dazugehörige Kirche sind tatsächlich sehr beeindruckend.

Eine Mechanik, mit der man Material auf einer Art Schlitten nach oben ziehen kann, zeigt, wie damals die Versorgung sichergestellt werden konnte, ohne dass sich allzu viele Menschen der Abtei nähern mussten. Natürlich gibt es auch eine typische Touristengasse mit Andenkenläden, Fastfood-Ständen, Restaurants. Hier ist es schon etwas schwieriger durchzukommen. Von ganz oben sehen wir eine Touristengruppe, die offenbar eine WATTwanderung geplant hatte und jetzte feststellen muss, dass die Aktion bei zurückkehrendem Wasser zu einer WATwanderung geworden ist.

Die Rückfahrt findet in einem recht vollen Shuttlebus statt, da am Nachmittag schon viele Touristen dem Berg wieder den Rücken kehren – so wie auch wir. Wer am Mont St. Michel war, sollte natürlich auch unser nächstes Ziel Saint Malo besuchen. Wir ahnen zwar schon, dass wir in der Nähe des Hafens keinen Parkplatz für Rudolph finden werden aber wir probieren es trotzdem – ohne Erfolg. Also fahren wir zu dem von Stadt bereit gestellten Wohnmobilstellplatz, auf dem man nicht nur parken, sondern auch übernachten kann und von dem man mit dem Parkticket auch kostenlos mit dem Bus zum Hafen fahren kann. Die Station heißt aber nicht ‚Hafen‘, sondern „Intra Mures“, weil man ja quasi schon fast innerhalb der Mauern der Festung ist. Auch Saint Malo ist ein Touristenmagnet und ähnlich bevölkert wie Mont St. Michel. Die Sonne scheint richtig sommerlich, da kommen die vielen Eisstände, die zig verschiedene Sorten zu touristischen Preisen anbieten, gerade recht, um uns den Spaziergang durch die Stadt und entlang und auf den Befestigungsmauern der Korsarenstadt zu versüßen.

Nach der Sightseeingtour rollen wir schon mal in Richtung Cap Frehel. Am Cap selbst kann und darf man nicht übernachten, so dass wir wieder zurück nach Plevenon fahren – aber halt; da gibt’s einen Wegweiser zum Fort la Latte, das man an einigen Stellen von der Straße aus sehen kann. Die Fahrt nach Plevenon wird unterbrochen, wir biegen zum Fort ab und erreichen es gerade als der Zugang schon geschlossen wird. Na dann wird’s eben wieder ein Foto von außen.

Auch auf dem Parkplatz, der zum Fort gehört, darf man nur tagsüber stehen aber nicht übernachten. Dann wird es eben doch der Stellplatz in Plevenon, der uns  für € 3,50 aufnimmt. Wir plaudern noch lange mit einem Pärchen, das mit einem Pickup mit Wohnkabine unterwegs ist und versorgen uns gegenseitig mit Tipps. Das Cap Frehel besuchen wir mit einem Radelausflug am nächsten Tag. Um den Leuchtturm herum ist die Aussicht aufs weite Meer und an der Küste entlang schon sehr beeindruckend.

Auf der Weiterfahrt in der Nähe von Morieux zweigt die Straße zum Viaduc de Ponts Neuf ab. Das Viadukt hatte ich schon mal auf einem Bild gesehen – jetzt wollen wir es im Original betrachten. Einst führte eine Eisenbahn über das Viadukt; heute können Fußgänger und Radfahrer den Weg über den Fluss nutzen.

Der Campingplatz ‚Bellevue‘ in Hillion macht seinem Namen alle Ehre. Wir nehmen einen Platz, der über eine eigene Terrasse mit Aussicht zum Meer verfügt. Selten hatten wir so eine tolle Aussicht – insbesondere auf den Sonnenuntergang, so dass wir gleich zwei Tage bleiben und am nächsten Tag eine Wanderung um die Halbinsel unternehmen.

Der Weg gehört zum Fernwanderweg 34, dem sogenannten Zöllnerpfad und bietet mal wieder ausgesprochen schöne Ausblicke aufs Meer hinunter.

Wir sind ja weiter in Richtung Westen unterwegs und kommen durch den Ort Treguier. Großer Parkplatz, der auch das Parken ermöglichen würde, malerische alte Häuschen und en Wegweiser zur historischen Altstadt – da müssen wir natürlich erstmal einen Stopp einschieben.

Durch ruhige Gässchen erreichen wir den Hauptplatz der Stadt und staunen mal wieder über eine Kirche, die für die Größe des Ortes eigentlich ein paar Nummern zu groß ist. Wir lernen, dass es sich um eine Wallfahrtskirche handelt – die Cathedrale Saint Tugdual. Die dazu gehörigen Kreuzgänge mit Kunstausstellung und steinernen Sarkophagen der für Treguier wichtigen Kirchen-Ordensträger kann man gegen geringe Gebühr besichtigen. Auch das Innere der der Cathedrale ist sehenswert – insbesondere die bunten Fenster.

Wir sind nicht 100%ig von der andauernden Trockenheit des Wetters überzeugt und beschließen daher die Kaffeepause nicht auf dem Stadtplatz, sondern heute im „Cafe Rudolph“ zu verbringen, bevor wir wieder in Richtung Küste fahren. Links und rechts der Strße finden sich jetzt immer wieder Artischockenfelder. Wenn man die geschmackvollsten Artischocken haben möchte, so sagt man, sollte man die aus der Bretagne nehmen. Die Artischocken hier auf den Feldern sind noch unreif; in den Geschäften gibt es aber schon große und reife Artischocken aus Frankreich.

Auf einer Halbinsel bei Plougrescant mitten zwischen den Booten der Austernfischer schlagen wir unser Nachtquartier auf einem Camping Municipal mit guter Ausstattung, freundlichen Personal und günstigen Preisen auf. Ach ja, hätte ich fast vergessen; wir stehen auf einer ruhigen Wiese nur durch eine Hecke vom Meer getrennt.

Der nächste Morgen begrüßt und sonnig und warm – unser Plan wäre es, die bekannten bizarren Felsformationen ganz in der Nähe anzuschauen. Als auf zum Parkplatz, der sogar einen für Wohnmobile ausgewiesenen Teil bereithält. Nur stehen auf diesem Teil schon so viele Fahrzeuge, dass für Rudolph kein Platz mehr ist. Im PKW-Teil sieht es nicht anders aus. Also drehen wir um und wollen die Felsen unbesucht lassen als mich die Ölkontrollleuchte in Rudolphs Armaturen anblinkt; das Ganze wird auch noch begleitet von einer Anzeige, die meint, dass ich jetzt „Motoröl wechseln lassen“ sollte. (Der nächste Ölwechsel ist in 25.000km vorgesehen!!) So etwas taucht natürlich immer am Wochenende auf und insbesondere vor dem langen Pfingstwochenende. Vor der Kirchde von Plougrescant (kann ja nicht schaden) halten wir telefonische Rücksprache mit einer Werkstatt in Deutschland, was aber nicht ist nicht wirklich hilfreich. Mit einem schlechten Gefühl starten wir ins ca. 60km entfernte Morlaix, weil es dort eine passende Werkstatt gibt – die aber erst wieder am Dienstag nach Pfingsten öffnet.

Die 60km überstehen wir unbeschadet – der Zustand der Kontrollanzeige ändert sich nicht. Highlight auf der Fahrt sind die Adler, die wir auf einem Rastplatz mit weit ausgefahrenem Zoomobjektive beobachten können. Das Wochenende in Morlaix wird dann im nächsten Bericht beschrieben. Also mieten wir uns auf einem idyllischen Campingplatz ein und beschließen, bis Dienstag die Stadt Morlaix näher zu erkunden.

In den Westen – Normandie – Frühjahr 2023(DLBF 23_4)

In Oye Plage lernen wir, dass nicht nur Pisa mit einem schiefen Turm aufwarten kann. Ein Beobachtungsturm aus dem zweiten Weltkrieg ist in erhebliche Schieflage geraten und zählt jetzt zu einer fragwürdigen Sehenswürdigkeit von Oye Plage.

Wesentlich empfehlenswerter als Weltkriegsrelikte zu bestaunen, ist eine Wanderung durch die Dünen von Oye Plage. Selbst für Rollstuhlfahrer nutzbare hölzerne Wege führen durch die Dünen – rechts und links der Wege wächst und duftet wilder Rucola. Wir genießen erstmal den Spaziergang bis zum langen Sandstrand und wie man das als Urlauber so macht, sammeln wir Muschelschalen und prüfen – zumindest mit den Füssen – wie warm das Meerwasser schon ist. Unser subjektives Empfinden war, dass das Wasser sicher 16°C hatte und damit wärmer als die Luft war.

Auf einem der wenigen Stellplätze im Camping Oye Plage verbringen wir für kleines Geld eine ruhige Nacht und steuern durch Calais nach etwas längerer Fahrstrecke das Schloss und den Ort Hardelot an. In Frankreich ist der 8.Mai ein Feiertag, weil am 8. Mai 1945 der zweite Weltkrieg zu Ende ging und die Welt somit vom Nationalsozialismus befreit worden war. Viele Franzosen nutzen den Tag für Ausflüge aber das Schloss Hardelot bleibt wie an jedem Montag trotzdem geschlossen, so dass wir es nur von außen betrachten können und den liebevoll angelegten Garten genießen können.

Und weil wir dann schon mal mit unseren Fahrrädern unterwegs sind, sind wir gespannt, ob der Ort Hardelot  ebenso liebevoll angelegt ist. Reingefallen. Hardelot macht auf uns den Eindruck als sei hier ein Urlaubsresort mit wenig Geld und wenig Fingerspitzengefühl aus dem Boden gestampft worden. Es wurde weniger Wert auf ansprechende Architektur gelegt und mehr darauf, dass möglichst viele Appartements in der ersten Reihe an der Strandpromenade Meerblick haben, was dann zu Lasten der Gebäude in der Zweiten und dritten Reihe geht.

Nach dieser Erfahrung  folgen wir dem Rat eines Wohnmobilisten, den wir in Belgien getroffen hatten und der uns den Campingplatz in den Dünen empfohlen hatte. Tatsächlich stehen wir in den Dünen und haben von unserem erhöhten Sitzplatz im Rudolph freie Sicht aufs Meer. Interessiert beobachten wir wie enorm weit das Meer bei Ebbe am Abend zurückgewichen ist und hören dann die zurückgekommenen Wellen in der Nacht bei Flut kräftig rauschen.

Vom Dünencamping in Camiers sind es gerade mal 24 Kilometer bis zu den Robbenstränden (Plage de Phoques) bei Berck. In einiger Entfernung zum Strand parken wir bei einem Sportplatz und laufen in Richtung Strand. Je näher wir kommen, umso mehr Menschen bewegen sich wie wir in dieselbe Richtung. Es ist Mittagszeit und Ebbe. Jede Menge Robben räkeln sich auf den Sandbänken in der Sonne, manche wechseln auch mal den Platz nach einer kurzen Erfrischung im Meer.

Noch nie hatten wir so nah so viele Robben gesehen. Mit zurück kommender Flut wird eine Sandbank nach der anderen überschwemmt und die Robben verlegen ihren Mittagsschlaf immer wieder auf Sandbänke, die noch nicht überschwemmt sind. Nach knapp zwei Stunden sind fast alle Sandbänke unter Wasser, die Robben sind soweit gewandert, dass man sie kaum noch sehen kann und damit ist die Attraktion vorbei. Die „professionellen“ Robbenbeobachter packen ihren Riesenobjektive, die auf ebenso riesigen Stativen stecken, wieder ein und verschwinden wie die Robben. Oberhalb von Le Treport, dem Städtchen mit den 3 Häfen, soll es einen Stellplatz mit Panoramablick geben. Das ist fast richtig, denn bis zum Rand der Klippen sind es noch ein paar Meter aber dennoch ist das Panorama nicht weit.

Und was noch attraktiver ist, ist der Funiculaire, eine gläserne Standseilbahn, mit der man vom Panoramaplatz in die Altstadt hinunterfahren kann.

Und genau das tun wir, schlendern durch die Gassen und bleiben erstmal in der Fischhalle hängen. Eine große Auswahl von frischem Fisch, Krustentieren, Muscheln und Schnecken wird auch noch in der letzten halben Stunde der Öffnungszeit angeboten. Die Restaurants am Hafen machen ab 18.00 Uhr eines nach dem anderen auf und wir wollen jetzt einmal typisch französisch essen gehen. Es gibt Muscheln in feiner Soße und eine Auswahl von 5 verschiedenen Fischen und Krustentieren in einer SahnesoßeGenau genommen, war es das erste Mal für mich, dass ich frische Muscheln gegessen hatte.

Die nächste Sehenswürdigkeit soll die Stadt Rouen mit ihrer Kathedrale sein. Die Location „Stadt“ und Rudolph sind oftmals eine Kombination, die zu nicht einfach zu lösenden Parkplatzproblemen führt. Laut unserer App soll es am Kai entlang Parkplätze geben, die eventuell auch für Wohnmobile geeignet sind. Genau an diese Stelle hinzukommen, ist zwar nicht ganz einfach aber tatsächlich ist in der langen Schlange der parkenden Autos genau ein Parkplatz frei, in den Rudolph auch hineinpasst. Der Parkplatz liegt nur wenige hundert Meter zur Innenstadt, in der auch der Uhrturm zu finden ist, entfernt. Wir marschieren los, landen in einem kleinen Park und dann vor der imposanten Kathedrale. In einem Café lernen wir  nicht nur, was ein Cafe Gourmand ist, sondern auch, dass Apfelsorbet mit Calvados ausgesprochen lecker ist und danach verlangt, mindestens eine Flasche Calvados von der Reise mit nach Hause zu bringen.

Tatsächlich finden wir im Berufsverkehr auch wieder aus dem Großstadtdschungel von Rouen  heraus und steuern entlang der Seine Jumiege an, das mit der Abtei Jumiege, (teilweise bereits Ruine) aufwartet. Als wir unseren Übernachtungsplatz erreichen und dann ein paar hundert Meter zurück ins Dorf zur Abtei laufen, müssen wir dort feststellen, dass die Anlage für heute schon geschlossen hat. Nichtsdestotrotz können wir die imposanten Mauern auch von der Straße aus in der Abendsonne fotografieren – wir sind damit auch zufrieden und verzichten auf einen Intensivbesuch am nächsten Tag.

Irgendwann müssen wir die Seine in Richtung Süden überqueren und schlagen die Richtung zur Pont de Normandie ein. Bevor wir über das schwer beeindruckende Bauwerk rollen können, überqueren wir erst noch die Pont de Brotonne – ebenfalls eine riesige Hängebrücke.

Auf der Route de Chaumiers – Chaumiers sind kleine typische Häuschen mit einem reetgedeckten Dach – geht es weiter Richtung Westen. Auf kleinen und teilweise engen Straßen, halten wir immer wieder an, um die pittoresken Häuschen zu fotografieren. Bei einem Stopp werden wir sogar gefragt, ob wir das Haus, vor dem wir gerade stehen, kaufen wollen. Es ist zwar zu verkaufen aber kein Chaumier – also lehnen wir nicht nur aus diesem Grund ab. Immer weiter geht es die Seine entlang. In Alzier machen wir trotz Regen nochmals einen Fotostopp für die schönen Häuser, weil wir ja nicht wissen, dass das nächste Dorf an der Ministraße, Vieux Port, wie ein reines Museumsdorf wirkt, bei dem es nur reetgedeckte Häuschen gibt.

Leider gibt es auch jede Menge Schilder, die das Parken von Fahrzeugen über 3,5t untersagen, so dass wir die Schönheiten aus dem Fenster fotografieren. Danach weichen die beschaulichen Häuschen den Raffinerien und Industrieanlagen. Bei Regen laufen wir auf einem Stellplatz in Quillebeuf ein. Zum Wasser tanken braucht man hier Jetons, die man ein paar hundert Meter weiter in einem Laden bekommen kann. Bei strömendem Regen beschließen wir nicht nur, keine Jetons zu holen, sondern auch weiterzufahren in Richtung Le Havre. Im Port Jerome nehmen wir die kostenlose Fähre über die Seine, damit wir auf der kostenpflichtigen Pont de Normandie später wieder auf die Südseite der Seine kommen können.

Aber zunächst geht es nochmals ein Stück in Richtung Norden zum Touristenmagneten Etretat. Halb Frankreich scheint sich an diesem Tag vorgenommen zu haben, Etretat zu besuchen. Parkplatz für Rudolph – Fehlanzeige. Aber so schnell geben wir nicht auf und fahren knapp drei Kilometer bis zum nächsten Dorf, in dem ganz locker ein Parkplatz zu finden ist. Wir packen unsere Räder aus und lassen uns von der viel gelobten Tourenapp Komoot eine Fahrradroute nach Etretat zeigen. Zuerst geht es immer weiter nach unten bis zu einem Strand.

Von dort aus bietet die App einen Pfad nach Etretat an, der bestenfalls von sehr geländegängigen und mutigen Eseln bezwungen werden kann. Für Fahrräder in keinster Weise geeignet. Also zurück zur Hauptstraße und rein nach Etretat – kein Problem mit dem Fahrrad. An der Strandpromenade findet sich so ziemlich jedes Business, das Touristen erfreut. Es werden Andenken, lokale Spezialitäten wie Calvados oder Cidre, Eis, Crepes, Muscheln etc. verkauft. Wir können uns nur schwer vorstellen, wie ungleich größer der Trubel sein kann, wenn es Richtung Hochsaison geht. Wir schlendern den Strand entlang, fotografieren das große Felsentor und ein paar schmucke Gässchen. Dann machen wir uns wieder auf den Weg in das absolut ruhige Dorf, in dem unser Rudolph steht.

Oberhalb vom neuen Hafen von Saint Jouin Bruneval übernachten wir auf einem ruhigen kostenlosen Plätzchen, nachdem wir in den Hafen heruntergelaufen waren und auf der Terrasse eines Restaurants in der Abendsonne gegessen hatten. Auch der neue Hafen ist mit einem riesigen – im Moment noch leeren Parkplatz – für Touristenmassen in der Hochsaison ausgelegt. Der Strand ist recht einladend; einzig der Duft von Rohöl, das offenbar in diesem Hafen angelandet wird, ist doch so gut wie allgegenwärtig und lässt die Strandromantik nicht vollständig aufkommen.