Und jetzt wieder in den Süden (Griechenland-Albanien 2024_1)

Irgendwann im Klima bedingt zu warmem aber dennoch grauen und trüben Winter 2023/24 sahen wir eine Dokumentation über Griechenland mit Sonne, Wein, schönen Landschaften, netten Tavernen und vielem mehr. Und da haben wir nicht lange nachgedacht, das Handy gezückt und uns auf die Suche nach einer passenden Fährpassage nach Griechenland gemacht. Und das ist gar nicht so einfach. Zu teuer, unmögliche Zeiten, kein Platz für unseren Rudolph oder oder oder. Letztendlich wurden wir fündig und buchten Venedig nach Igoumenitsa für den 3.April. Auf dem Weg nach Venedig machten wir Halt auf dem Panoramastellplatz am Großvenediger

und übernachteten nach der Fahrt durch die teilweise verschneiten Alpen noch einmal auf dem von heftigen Regenschauern etwas aufgeweichten Camping Fusina am Hafen von Venedig.

Mit der Lefka Ori, die in letzten Monaten zweimal auf neue Eigentümer umlackiert worden war, stachen wir am nächsten Tag in See und erreichten Igoumenitsa gut 25 Stunden später. Nur ganz wenige Fahrzeuge hatten diesen Hafen gewählt; die meisten wollten nach Patras.

Einkaufen war etwas schwierig, da die ersten kleinen Dörfchen noch ihren Mittagsschlaf hielten und erst abends wach werden wollten. Also haben wir uns am Kalami Beach niedergelassen und für Umsatz in der Taverne gesorgt.

Gleich 4 Tage haben wir die Sonne, die Ruhe, das 18° kalte Meer und die Leckereien in der Taverne genossen. Unser nächstes Ziel – Butrint- liegt bereits in Albanien. Butrint, das sind ein Amphitheater, eine Basilika, ein paar kleinere Tempelchen und Häuschen und natürlich die Festung auf dem Hügel. Die Anlage hatte man vor über 2500 Jahren begonnen zu bauen; mittlerweile ist das Ensemble natürlich schon wieder größtenteils verfallen, hat es aber geschafft, zum Unesco Weltkulturerbe befördert zu werden.

Diverse Reiseführer und Beiträge warnen vor starkem Andrang in Butrint und  raten daher zu einem Besuch möglichst früh am Tag. Wir haben zwei Dinge nicht getan: erstens haben wir uns nicht mit der sehr klapprigen Fähre 50m für 14€ über den Kanal schippern lassen, sondern sind um den Butrintsee herumgefahren

und zweitens haben wir uns von den Horrormeldungen bezüglich des Besucherandrangs nicht einschüchtern lassen und waren am frühen Nachmittag am Ticketschalter aufgetaucht. Außer dem Ticketverkäufer und uns war niemand sonst zu sehen. Der Vollständigkeit halber sollte ich natürlich noch darauf hinweisen, dass es selbstverständlich überhaupt kein Problem gewesen war, für Rudolph einen ausreichend großen Parkplatz direkt am Eingang zu finden. Ein paar Dinge von  unserer Fahrt nach Butrint muss ich natürlich auch noch loswerden. Noch in Griechenland schlängelte sich eine ca 80cm lange und 3cm dicke Schlange auf der sonnenerwärmten Straße. Ich hielt an und fotografierte das Reptil aus dem Fenster heraus. Und das war wahrscheinlich schlau gewesen, denn die hochgiftige Europäische Hornotter hatte sich wohl in ihrer Freiheit von uns eingeschränkt gefühlt und versucht Rudolphs Vorderrad durch mutige Drohgebärden aus ihrem Revier zu vertreiben. Da ja eigentlich wir in ihren Lebensraum eingedrungen waren, wollten wir auch nicht weiter bei der Straßenüberquerung stören und sind dann  vorsichtig an dem Tier vorbei gefahren.

Am Grenzübergang nach Albanien gab es keinerlei Wartezeit, lediglich Ausweis und Fahrzeugschein wurden kontrolliert und dann stand einer Einreise ins Land der Skipetaren nichts mehr im Weg. Bereits wenige Kilometer nach der Grenze konnten wir uns in einem kleinen Krämerladen albanische Simkarten kaufen und waren eine knappe Stunde später wieder im Netz zu finden, so dass ich schon bald anfangen konnte, diesen Beitrag zu verfassen.

Eigentlich wären wir auch gerne für unser Abendessen in der Nahe von Butrint geblieben, denn für den Feinschmecker hält diese Gegend die rund um Butrint gezüchteten Muscheln bereit.

Muschelzucht

Aber es kam anders. Die Stadt Ksamil kam für uns als Übernachtungsplatz gar nicht in Frage. Auf der Fahrt durch die Stadt hatten wir den Eindruck durch eine einzige, riesige Baustelle zu fahren und das war nun wirklich wenig idyllisch. In Saranda war es nicht viel besser mit dem Unterschied, dass es hier die hässlichen Betonbettenburgen immerhin schon bis zum Rohbau oder sogar etwas weiter geschafft hatten. Also auch wenig einladend.

Die armen Touristen, die für den Sommer einen mediterranen, romantischen Strandurlaub in einer der beiden Städte buchen, sind bereits heute zu bedauern (zumindest nach unserem Empfinden für attraktive Urlaubsorte)

Also fahren wir weiter in Richtung Norden in der Hoffnung, doch noch einen etwas besseren Übernachtungsplatz zu finden. Die Straße windet sich in vielen Kurven den Berg hinauf und siehe da, plötzlich passieren wir oberhalb von Borsh ein Panoramarestaurant, das uns von unserer Reise in 2015 verdächtig bekannt vorkommt. Also erstmal stoppen und Abendessen und die grandiose Aussicht genießen.

Unten am Strand sehen wir ein weißliches größeres Fahrzeug. Ich zoome mit meiner Kamera das Fahrzeug groß – und: das kann ja wohl nicht wahr sein – das ist das Fahrzeug unserer Wohnmobilfreunde, die wir vor einigen Jahren im Donaudelta kennen gelernt hatten. Dann scheint sich ja auch die Suche nach einem Übernachtungsplatz erledigt zu haben. Runter zum Strand, Weinflasche rausholen und Wiedersehen feiern bis es zu kalt wird um draußen zu sitzen. Ja am Wasser wird es abends zu dieser Jahreszeit wirklich kühl – auch wenn man in Albanien ist und einem ein rekordverdächtiger Sonnenuntergang präsentiert wird. Der Tag beginnt wieder mit Tieren. Insgesamt 5 Esel besuchen uns und unsere Freunde und holen sich ihre Streicheleinheiten ab.

Unser Übernachtungsplatz (gaaanz hinten) von oben gesehen

Ebenfalls von der letzten Reise in 2015 war uns noch ein Restaurant in Erinnerung geblieben, das am Hang hinauf seine Gasttische auf kleinen Terrassen zwischen kleinen Wasserfällen aufgestellt hat. Und – schon wieder eine Überraschung: da bin ich gestern Abend vorbeigefahren und habe es gar nicht gemerkt. Also müsse wir heute nochmals 4km zurück fahren, um unsere Fotos zu machen. Essen gehen können wir dort aus zwei Gründen nicht: erstens wird zwischen den Wasserfällennoch kräftig renoviert und zweitens hatten wir ja gerade erst gefrühstückt.

So, Fotos sind gemacht, dann steuern wir mal den Llogarapass an. Wir fahren an der Festung von Porto Palermo auf einer Insel vorbei. Gegenüber ist der Hang mit hunderten von Agaven bedeckt.

Ein Stückchen weiter finden wir eines von Enver Hodshas U-Boot-Verstecken. Wie groß muss die Angst dieses Diktators wohl gewesensein, wenn er neben solchen U-Boot-Verstecken auch noch zigtausend Bunker bauen ließ.

In zickzack Serpentinen fahren wir ständig bergauf und dann wieder ein Stückchen bergab, begleitet von immer wieder großartigen Ausblicken und durch am Hang klebende Dörfer auf den Llogarapass hoch.

Beim Blick nach unten auf den Ort Dhermi hat sich seit dem letzten Mal auch einiges geändert. Die Ortsgröße hat sich verdoppelt, die zweite Hälfte, die damals noch einsamer Strand war, ist jetzt Baustelle für zig Appartmenthäuschen. Landschaft gibt’s nur noch wenig.

Wir beschließen, wieder nach unten bis Himare zu fahren und beim kleinen Camping Moskato einzukehren. Überall entlang der Straße sind Bienenstöcke zu finden – also müssen wir natürlich lokalen Honig mitnehmen.

Auch Moskato hat sich verändert; es ist doppelt so groß, es gibt jetzt perfekte Sanitäranlagen und sogar ein Restaurant. Da müssen wir doch gleich mal eine sehr gut zubereitete Dorade testen. Vielleicht bleiben wir noch ein paar Tage.