Und jetzt wieder in den Süden (Albanien 2024_2)

Und Ihr fahrt tatsächlich nach Albanien? Habt Ihr denn keine Angst? Es soll ja furchtbar touristisch und teuer geworden sein. Und die Straßen sind ja so schlecht.

Nun, wir finden es seltsam, dass die Menschen das meiste über ein Land wissen, die noch niemals dort gewesen sind. Und das, was sie wissen, ist meist etwas Negatives. Wir haben bislang die Erfahrung gemacht, dass die Menschen hier freundlich und ehrlich sind, dass die meisten Straßen in gutem Zustand sind (es gibt sogar eine hervorragend Straße durchs Gebirge, die noch nicht einmal Google Maps bekannt ist. Unsere Landkarte kennt sie aber – ein hoch auf die analoge Welt in diesem Fall). An der Küste ist es tatsächlich touristisch und teurer geworden aber im Landesinneren ist die Welt noch größtenteils in Ordnung.

Um auf das Ende unseres letzten Beitrags zurückzukommen – wir sind tatsächlich ein paar Tage geblieben und haben relaxt.

Aber dann waren wir endgültig aufgebrochen und wollten das alte Himare  oben auf dem Berg besuchen. Zuerst nochmal schnell im Hauptort einkaufen

und dann hoch zum alten Ort. Ein Mann möchte uns Tickets verkaufen – 300 Lek pro Person – erzählt uns dann aber, dass er in Köln gelebt hatte und wir als Deutsche jetzt einen Freundschaftspreis von 500 Lek für zwei Personen bekommen. Ob man für den Besuch von Alt Himare nun wirklich Tickets gebraucht hat oder ob unser albanischer Freund nur geschäftstüchtig war, wissen wir nicht wirklich…

Bei unserem Rundgang stellen wir fest, dass die Idylle des Ortes auf alle Fälle den Eintrittspreis wert ist. Die Krönung ist allerdings die Aussicht von der Terrasse des Cafes Butterfly.

Nach unserem Besuch wollen wir noch tanken – angeblich geht das Bezahlen hier auch mit Kreditkarte. Also Tank voll machen. Das Kreditkartengerät funktioniert allerdings nicht – der Tankwart denkt, dass es am Akku liegt aber auch das Ladegerät bringt keinen Erfolg. Am Ende bezahle ich mit Bargeld, der Tankwart bedankt sich und meint “ Sorry, made in Albania“ und lacht. Auf dem Weg nach Qeparo kommen wir noch einmal an der Festung Porto Palermo vorbei. Und dieses Mal bleiben wir stehen und klettern den kleinen Hügel hoch, um die Festung zu besichtigen.         

Dann fahren wir weiter in Richtung Süden bis Qeparo und auf der Straße, die Google Maps nicht kennt, in die Berge. Bis 1000m schraubt sich die Straße nach oben.  Auf der Höhe gibt es sogar einen Campingplatz, der aber gerade noch auf den erwarteten Touristenansturm vorbereitet wird – und wir wollen ja auch nicht übernachten, sondern die Bergstraße und die Niviceschlucht genießen.

Die Schlucht von Nivice – auch Nivica Canyon genannt – ist ein grandioser und kilometerlanger Canyon, an dem wir entlang fahren und den wir an der schmalsten und flachsten Stelle überqueren. Die Fahrt ist echt beeindruckend – die gefahrenen Kilometer sind gar nicht viel, die Zeit, die wir brauchen ist erheblich.

Schließlich stoßen wir bei Tepelene wieder auf  eine große Straße, die nach Gjirokaster führt. Entlang der Straße gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, die sich Campingplätze nennen aber in Wirklichkeit Stellplätze sind, die dem Übernachtungsgast die Möglichkeit bieten, die Geräusche der mehrspurigen Hauptstraße intensiv zu genießen. Der Family Camping liegt gut zwei Kilometer im Hinterland. Alles ist blitzsauber, es ist ruhig und das zugehörige Restaurant bietet bestes Essen zu fairen Preisen an. Wenn wir dort nicht bleiben, sind wir selbst schuld.

Und auch einen Taxiservice zur Altstadt gibt es zu allem Überfluss. Da steht einem Besuch des berühmten Städtchens Gjirokaster nichts mehr im Weg.

Wir nutzen am nächsten Tag den Taxiservice und lassen uns ins Zentrum bringen. Die Straße endet an der Zufahrt zu einer großen Tiefgarage. Diese Tiefgarage und andere nicht stilechte Bauten haben schon fast dazu geführt, dass Gjirokaster (oder auch Gjirokastra, wie es manchmal geschrieben wird) wieder von der UNESCO Weltkulturbe-Liste gestrichen wird. Für einen ganz normalen Samstag ist Gjirokaster sehr gut von Touristen besucht und man glaubt es kaum, was man alles als Souvenir anbieten kann.

Und ganz oben auf dem Berg  gibt es dann noch die Festung, ohne deren Besichtigung man Gjirokaster nicht wieder verlassen sollte.

Beim Schlendern durch die Altstadt fällt immer wieder der für Albanien überraschend hohe Sicherheitsstandard bei Technik und Verkehr auf….

Wir übernachten noch einmal auf dem Family Camping und freuen uns am Lichtermeer der Stadt in der Dunkelheit

Heute ist Sonntag, wir sagen ‚Tschüss Family Camping‘ und gehen erstmal einkaufen. Wie — am Sonntag? Natürlich können wir hier am Sonntag einkaufen – die Geschäfte sind gut besucht, der Bäcker führt eine imposante Auswahl an Brot, an süßen und herzhaften Beweisen seiner Handwerkskunst.

Anders als in anderen Regionen Albaniens ist Trinkwasser hier überhaupt kein Problem. Es kommt aus den Bergen und steht an der Straße, die zum Abzweig ins Vjosatal führt, jedermann zur Verfügung. An den Zapfstellen haben sich auch kleine Snackbars und Händler, die lebende Forellen, Olivenöl, Honig, Marmelade, Kräuter und Tees anbieten, angesiedelt.

Ab jetzt geht’s an der Vjosa, einem der letzten Wildwasserflüsse Europas entlang in Richtung Permet – manchmal auch nicht nur entlang, sondern auch auf abenteuerlichen Brücken über den Fluss.

An den Vjosa-Wasserfällen, die neben, durch und unter zwei Restaurants durchplätschern, legen wir noch einen  Fotostopp ein.

Auch hier hat ein Händler seinen Stand aufgebaut und versucht deutlich überteuerten Honig und allerlei Tand anzubieten.

Auf dem Weg zum Naturcamping Permet fahren wir noch kurz in den Ort Permet. Dieser Ort mit dem markanten Felsen macht einen sehr sauberen, aufgeräumten Eindruck. Fast schon wie  ein Kurort.

Beim Naturcamping – ‚it’s very basic‘ sagt uns die Betreiberin – wollen wir wieder ein paar Tage bleiben und eventuell probieren, in der Vjosa zu baden. Mehr davon im nächsten Beitrag.