Schweden Herbst 2022 Teil 3

Auch auf Reisen können wir nicht jeden Tag nur Natur und Kultur genießen. Manchmal müssen wir einen Wasch- und Putztag einschieben. Und so wagen wir es, einen Riesenberg zu waschen und trotz der immer mehr werdenden Wolken an einer langen Leine aufzuhängen. Natürlich könnten wir auch den Wäschetrockner nutzen aber stilechter und umweltfreundlicher ist beim Campen eben eine Wäscheleine. Und wir haben Erfolg; kurz bevor es anfängt zu regnen ist die Wäsche Dank des Windes schnell getrocknet.

Und dann freuen wir uns – so seltsam es klingen mag – auf den Tag des Schrottplatzes. Es soll einen Schrottplatz im Wald geben, der es mittlerweile zu einem offiziellen Freilandmuseum geschafft hat. Der Platz nennt sich einfach Autofriedhof (Bil Kyrkogard) und liegt in der Nähe von Ryd – also fast 70 Kilometer Fahrt (mit dem sonnenbetankten Elektroauto) warten auf uns. Auf ungefähr zwei Drittel der Strecke kommen uns immer mehr Oldtimer aus den 50er bis 70er Jahren entgegen. Das kann kein Zufall sein. Und schon sehen wir, dass auf der Trabrennbahn von Tingsryd heute ein Veteranenmarkt stattfindet, an dem wir nicht einfach vorbeifahren wollen. Aufpolierte alte Autos werden zur Schau gestellt und an vielen Marktständen werden Ersatzteile verkauft, um die Veteranen auch standesgemäß reparieren zu können. Bei den Fahrzeugen handelt es sich natürlich erstmal um alte Volvos aber den größten Teil machen die amerikanischen Straßenkreuzer aus vergangener Zeit aus. Die meisten Händler, die an den Ständen stehen, sind Typen, die auch gerade aus einer Holzfällerhütte oder einsamen Werkstatt in Kanada gekommen sein könnten. Abgegriffene Baseballmütze, oftmals lange Bärte, kariertes Wollhemd und eine Hose, die sicher schon einige Wochen ohne Waschunterbrechung in der Werkstatt im Einsatz gewesen ist. Diese Typen lieben es einfach zu schrauben und altes Fahrzeugkulturgut am Leben zu erhalten. Die Fahrzeuge, die uns entgegen gekommen waren, hatten die Autoshow schon verlassen, der Markt wird in 2 Stunden enden aber es sind noch mehr als genügend Fahrzeuge, die wir bewundern können, auf dem Trabrennbahngelände. Langsam schlendern wir durch die Stände, an denen Felgen, Scheinwerfer, Kupplungen für Autos oder auch  Motorräder angeboten werden, die schon Jahrzehnte nicht mehr gebaut werden.

Wie eine Parade rollen die Fahrzeugschönheiten (nun gut, manche sind auch metallicgrün mit ebenso grüner Innenausstattung oder ganz in Pink gehalten…) an uns vorbei, bis sich der Markt gegen 15.00 Uhr langsam immer mehr leert.

Nach den mit viel Liebe erhaltenen Karossen machen wir uns nun auf zu den Karosserien, die ohne jegliche Liebe seit Jahrzehnten weitläufig in einem Wald vor sich hin rosten. Es handelt sich um das Erbe eines Tüftlers, der einmal Maschinen zum Torfabbau gebaut hatte und so nebenbei auch Autos repariert hatte. Die nicht mehr Reparierbaren hatte er auf seinem Waldgrundstück

stehen gelassen – und man sagt, dass er umweltfreundlich und peinlich genau darauf geachtet hat, dass Öle und Treibstoffe nicht mehr in die Natur gelangen konnten, bevor er die Fahrzeuge Wind und Wetter überlassen hatte.

  Mehrere Initiativen hatten auch unter Androhung von Strafen versucht, den Tüftler dazu zu bewegen, die Autowracks ordentlich zu entsorgen. Der Tüftler war arm und hätte die Strafe niemals zahlen können. Nach einigen Jahren war dann ein Gemeindemitglied auf die Idee gekommen, die verstreuten Autowracks zur Touristenattraktion zu machen, um auch ein paar Fremde in die Gegend zu locken. Und tatsächlich, am Spätnachmittag dieses Sonntags stehen mindestens 25 Fahrzeuge aus mehreren Nationen auf dem Besucherparkplatz des Bil Kyrkogards.

Auf der Rückfahrt zum Campingplatz fällt uns im Augenwinkel eine uralte Steinbrücke auf aber die genaue Betrachtung heben wir uns für den nächsten Tag auf, an dem wir unseren Familienbesuch beenden wollen und sehr wahrscheinlich auf der Weiterfahrt nochmal an der Brücke vorbeikommen.

Es ist die wirklich schöne Blidingsholmsbrücke an der 120, die aus dem beginnenden 19.Jahrhundert stammt. Aber auch schon viel früher – im Mittelalter – wurde an dieser Stelle mit Netzen, die an Gestellen befestigt in den Fluss gehängt wurden, Aale gefangen. Heute passiert das immer noch mit unveränderter Technik. Einige Kilometer weiter biegen wir in eine kleine Straße ab, weil wir den als Sehenswürdigkeit gekennzeichneten Ort in der Sagengegend sehen wollen. Die Straße wird immer kleiner, der Punkt, an dem die Sehenswürdigkeit sein soll, liegt eigentlich schon seit ein paar hundert Metern hinter uns, da taucht auf der rechte Straßenseite Gärdslevargens Koja, die Ruine eines Einsiedlers, der der Sage nach mit dem Teufel einen Deal gemacht hatte, bei dem er einen Menschen ermorden sollte, auf. Spektakulär ist die Ruine nicht, die Sage ist eigentlich spektakulärer.

In einem hölzernen Informationskasten gibt es eine Landkarte zum Mitnehmen, in der noch ca. 40 weitere Orte aus dem Sagenreich mit ihren Geschichten eingezeichnet sind. Wir fahren nicht auf der Straße zurück, auf der wir gekommen waren, sondern versuchen auf der kleinen Straße weiterzukommen, um nach gut 6 Kilometern eine weitere Wassermühle zu besichtigen. Es ist die Skvaltkvarnmühle, die trotz ihres diesjährigen 200jährigen Geburtstags wegen der Sommerhitze in diesem Jahr leider komplett im Trocknen steht.

Eine Brücke, eine Einsiedlerhütte mit Teufelssage und eine trockene Wassermühle sind für diesen Tag schon auf unserer Liste, da kann doch eigentlich nur noch ein stillgelegter Granitsteinbruch fehlen. Auf dem Svarta Bergen-Gelände wird einem das Leben der Steinbrucharbeiter nähergebracht.

Es gibt Steinbruchmaschinen und auch die Kräne zu besichtigen, die den abgebauten Granit gleich verladen hatten. Für einen Besuch im Café sind wir etwas spät dran, es hat für den heutigen Tag schon geschlossen – macht nichts, Kaffee haben wir ja immer in unserer rollenden Hotelküche dabei. Der ehemalige Steinbruch ist mittlerweile mit Wasser vollgelaufen und somit ein künstlicher See. Der in der Nähe liegende Hjärtasee ist ein natürlicher See und bietet am Badeplatz einen geradezu idealen Übernachtungsplatz, an dem wir die langsam untergehende warme Herbstsonne gerade noch genießen können.

Wir sind über Nacht ganz alleine – kurz vor Einbruch der Dunkelheit fliegen noch ein paar Kranichschwärme laut diskutierend über uns in Richtung Winterquartier im Süden (eigentlich genauso wie die Rentner).

Erst am Morgen kommen die Gassigeher der umliegenden Häuser und Orte mit ihren Hunden zum ersten Waldspaziergang des Tages. Nachdem sich alle Hundebesitzer davon überzeugt haben, dass wir wahrscheinlich ganz harmlos sind und wir ausgiebig gefrühstückt haben, wollen wir in die IKEA-Stadt Älmhult, um dort das IKEA-Museum zu besichtigen. Fährt man durch die Stadt, ist es unmöglich, nicht an einer IKEA-Institution vorbeizukommen. IKEA-Kaufhaus, IKEA-Testlabor, IKEA-Verwaltung, IKEA-Museum und und und…

IKEA gibt  sich familienfreundlich und hat sogar Parkplätze speziell für Familien vorgesehen. Der erste Stock des Museums ist gerade im Umbau entschuldigt sich der Mann am Ticketverkauf und verkauft uns für jeweils 5,— pro Person (Seniorentarif ab 60!) die Tickets. Zuerst und auch am Ende des Rundgangs  kommt der Besucher natürlich durch den IKEA-Souvenirshop, in dem man sicher für Groß und Klein ein Andenken an den Museumsbesuch findet – und wenn es im Zweifelsfall die berühmten Teelichte sind. Wir lernen, dass durch die Gründung von IKEA der Verkauf von Möbeln in Schweden kräftig durcheinandergewirbelt wurde, weil IKEA plötzlich Möbel für Jedermann anbot, während vorher ein Großteil der Möbel nur für die höheren Einkommensschichten erschwinglich waren.

Auch erfahren wir, wie die Anordnung der Möbel und Geräte in einer ergonomisch idealen Küche sein sollte und dass das Design der IKEA-Produkte in einem demokratischen Prozess nicht nur von einem Chefdesigner, sondern mit Mitspracherecht mehrerer Mitarbeiter festgelegt wird. So ist das eben in Schweden.

Selbstverständlich gibt es auch ein preiswertes Restaurant, in dem die allseits bekannten Hackfleischbällchen (Köttbullar), gebratener Hering mit Kartoffelbrei und Preiselbeermarmelade, Lachsspezialitäten und Krabbenbrötchen angeboten werden. Ebenfalls selbstverständlich ist, dass hier Selbstbedienung herrscht und Kaffee und Saft, sowie Brot und Butter kostenlos sind.

Wir verlassen Älmhult in Richtung Westen über einen Kreisverkehr, an dem gefühlt Wegweiser zu allen Nationen stehen.

An einer ehemaligen Papiermühle sind historische Mühlsteine ausgestellt, mit denen die Holzschnitzel zu Papier vermahlen worden sind, ebenso wie eine riesige Eisentrommel, in der der Holzbrei gekocht wurde und man kann sich den Traum erfüllen, einmal im Führerstand einer Dampflokomotive zu stehen.

An solchen Stellen müssen wir immer eine Fotopause machen – ebenso müssen wir bremsen und umdrehen, nachdem wir etwas zu spät den Hinweis auf die alte Mühle von Knäred entdeckt hatten. Irgendwie werden wir eben doch immer wieder von Mühlen angezogen. Auf dem Weg zur Mühle findet sich auch eine Mini-Brauerei, bei der wir uns nicht sicher sind, ob dort noch Bier gebraut wird – einen Biergarten gäbe es auf alle Fälle noch. Um diese Jahreszeit und dann noch an einem Wochentag ist der Biergarten ebenso geschlossen wie das Mühlencafé und das Mühlengebäude selbst. Also ist nur Besichtigung von außen möglich, na und einmal müssen wir natürlich über die Hängebrücke über den Mühlfluss gehen, die gleichzeitig auch der Beginn eines Rundwegs ist.

Na und wo sollten wir übernachten? – Da kann es nur eine Antwort geben: zusammen mit einem Elch. Wir entscheiden uns also für den Campingplatz „Den Sovande Älgen“ in Majenfors, was übersetzt „der schlafende Elch“ heißt. Wir sind definitiv der einzige Gast auf dem parkartigen Gelände und stellen am nächsten Morgen überrascht fest, dass wir als kleines Gastgeschenk ein frisch gebackenes knuspriges Brot auf dem Tischchen vor unserem Auto finden. Sehr freundlich! Und Steinpilze gibt’s auf der Wiese noch dazu.

Auf dem Weg zur Westküste lockt uns noch ein Eintrag in einem Reiseführer, der uns zu einem 4000 Jahre alten Ganggrab führen soll. Wir tippen die angegebenen Koordinaten ein und landen dann irgendwo auf einer Straße zwischen Äckern und Wiesen. Also nochmal von vorne und von der anderen Seite anfahren und siehe da, es gibt jetzt sogar einen Wegweiser – und – wir landen wieder zwischen Wiesen. Ein älterer Mann mit Hund kommt auf der Straße entgegen und ‚rettet‘ uns. Er zeigt auf einen mit Gras überwucherten Fußweg, der zu ein paar Bäumen führt. Parkplatz gibt es nicht, also bleiben wir in einer Ausweichstelle stehen und laufen zu der spektakulären 4000 Jahre alten Sehenswürdigkeit. Sie sieht aus wie ein kleiner Graben (wahrscheinlich der Gang), über den ein paar Steinplatten gelegt wurden. Laut der Beschreibungstafel sind hier über mehrere Jahrhunderte immer wieder Tote begraben worden. Das Interessante an Tolarps Ganggrift ist aber die Frage, wie die schweren Steinplatten wohl dorthin transportiert worden sind und das ist scheinbar wie auch beim Pyramidenbau ein Rätsel.

Von Tolarps Ganggrift sind es noch gut 30 Kilometer bis Skallkrokens Hamn, wo man auch mit dem Wohnmobil direkt am Meer übernachten und angeblich spektakuläre Sonnenuntergänge beobachten kann. Das wollen wir sehen und fahren über Tylösand an der Küste entlang. Bei Tylösand scheint der eine oder andere Bewohner in seinem Leben gute Geschäfte gemacht zu haben. Wir passieren einen riesigen Golfplatz und untypisch extravagante Villen in bester Lage. An einem der nächsten Tage werden wir feststellen, dass auch die Preise im lokalen ICA Supermarkt deutlich höher sind als in anderen ICA Supermärkten. So funktioniert angepasstes Marketing!

Der Skallkroken Wohnmobilstellplatz ist so beliebt, dass man den Platz im Internet im Voraus reservieren und bezahlen muss. Als wir am Vortag gebucht hatten, waren gerade noch zwei der 10 Plätze frei. Der Platz liegt aber auch wirklich schön, so dass wir beschließen, sogar noch einen weiteren Tag dort zu bleiben. Und der gepriesene Sonnenuntergang tritt tatsächlich ein.

Am nächsten Tag müssen wir ohnehin auf eine andere Platznummer wechseln, weil unser Platz schon vergeben ist; daher wollen wir erstmal eine kleine Rundfahrt unternehmen. Wer unseren Bericht bislang verfolgt hat, ahnt es schon – der erste Stopp ist wieder eine Mühle. Dieses Mal ist es die Särdals Kvarn, eine große Windmühle, die von Don Quichote persönlich bekämpft wird.

Der romantische Gastgarten gehört zum Restaurant in der Mühle, das laut einer Hinweistafel als Gourmetrestaurant bekannt ist. Das können wir leider nicht testen, da das Restaurant natürlich – wie viele Restaurants in dieser Jahreszeit – nur an Wochenenden geöffnet hat. Wir können uns aber gut vorstellen, wie man in lauen Sommernächten im Garten genießen kann, was Küche und Keller zu bieten hat.

Auf Google Maps ist das Fröllinge Slott vermerkt. Also auf zum Schloss. Gerade mal knapp 3 Kilometer kommen wir und werden schon  durch den Hinweis auf Enets Naturreservat wieder ausgebremst. Die Sonne scheint, wir haben Zeit, also biegen wir ab, suchen uns einen Parkplatz und wandern in Richtung Meer. Offenbar ist das Naturreservat ein Seevogelparadies, denn einige der wenigen Besucher sind mit großem optischen Gerät ausgestattet und versuchen, Seevögel in dem Gebiet mit den Wiesen und rundlichen Felsbrocken mit ihren Kameras einzufangen. Die Gegend ist ansprechend aber nicht überwältigend, der Spaziergang tut uns gut.

Aber jetzt fahren wir wirklich zum Fröllinge Slott. Am Schloss gibt es keinen Besucherparkplatz, was schon der erste Hinweis auf Privatbesitz sein könnte. Die Hunde, die uns im Grundstück entlang der Straße laut bellend verfolgen, wollen wohl auch mitteilen, dass wir besser wieder gehen sollten, weil man in das Schloss sowieso nicht hereinkommt. Wenigstens ein Foto wollen wir von dem bereits im Jahre 1439 erwähnten Schloss mitnehmen. Es ist tatsächlich in Privatbesitz.

Wir machen uns auf den Weg zurück und bei Haverdal ist es uns so, als wären wir hier vor vielen Jahren schon einmal gewesen. Tatsächlich kurz vor dem Strand ist der mystisch anmutende Kiefernwald, in dem die Bäume alle seltsam verdreht gewachsen sind. Da waren wir schon einmal gewesen und der Wald kommt uns heute wieder wie aus einem Märchen vor.

Bereits am Vorabend hatten wir an unserem Übernachtungsplatz Leute beobachtet, die trotz erfrischender Temperaturen im Meer am Hafen von Skallkroken baden gegangen sind. Und auch heute kommt ein alter Mann im Bademantel von zwei Stöcken gestützt ganz langsam mit weiblicher Begleitung die Mole entlang geschlichen, lässt den Bademantel fallen und wirft sich ins Meer. Seine Begleiterin – wir sind uns nicht ganz sicher, ob es die Frau oder die Tochter ist – sagt uns, dass der Schwimmer gerade eine Temperatur von 15°C gemessen hat, hier jeden Tag zum Baden kommt und bereits 91 Jahre alt ist. Respekt!

Nur noch einmal übernachten und dann holt uns tt-line wieder von Trelleborg nach Deutschland. Wir fahren zur ganz im Süden Schwedens gelegenen Halbinsel Falsterbo. Falsterbo ist durch seine feinsandigen, langen und weißen Sandstrände bekannt. Im Falsterbo Camping Resort, das jetzt in der Nachsaison Übernachtungen zu attraktiven Preisen anbietet, nisten wir uns ein und machen uns bei Sonnenschein sofort auf den Weg zum Strand. Die Reiseführer haben nicht zu viel versprochen – der Strand ist wirklich beeindruckend schön und das sonnige Herbstwetter passt perfekt zur Szenerie.

Pünktlich um 9.25Uhr am nächsten Morgen läuft die Fähre mit Namen Robin Hood aus dem Hafen von Trelleborg aus. Die Verladung war, wie immer bei skandinavischen Fähren, entspannt und wir sitzen bei der Abfahrt bereits im Restaurant und lassen uns ein leckeres Frühstück vom Buffet schmecken.

In Rostock angekommen steuern wir die nächste Tankstelle an und nehmen erleichtert den im Vergleich zu Schweden 0,35€ niedrigeren Dieselpreis zur Kenntnis. Die nächste Übernachtung ist wie auch schon auf der Hinfahrt am Fleesensee und noch zwei weitere Übernachtungen genehmigen wir uns in Rastenberg in Thüringen (es fällt uns immer schwer, einfach nach Hause zu fahren und so eine Reise zu beenden…). Auf dem Weg scheint, nach Schiffen und Autos, das nächste Verkehrsmittel auf sich aufmerksam machen zu wollen. Die Bahn. In der Nähe von Prignitz an der B107 stoßen wir auf den Museumsbahnhof der Pollobahn direkt neben der Straße. Einige Männer beschäftigen sich gerade mit der Restaurierung der alten Wagons und wir kommen ins Gespräch. Die Männer erzählen gerne von ihrer Arbeit und den vielen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, bis sich in den Sommermonaten an bestimmten Tagen ein Museumszug in Bewegung setzen darf und kann. Da wir bislang bei Museumsbahnen nur zahlender und genießender Fahrgast gewesen waren, sind die Infos für uns sehr interessant und wir beschließen, dass wir die nächste Reise in den Norden so legen, dass wir die Museumsbahn auch mal in Betrieb sehen können. Einige Kilomter weiter südlich in Benndorf kurz vor Leipzig stehen einige angerostete Lokomotiven an einem ehemaligen Bahnhof. Die Lokomotiven warten noch (vergeblich) auf ihre Restaurierung in der MaLoWa Werkstatt, die damit wirbt, dass sie alles was auf Schienen steht, auch zum Laufen bringt. Hier sind also die Eisenbahnmonteure nicht nur ehernamtlich zu Gange.

Noch eineinhalb Stunden Fahrt (leider mit Stau) und wir haben unser Tagesziel Rastenberg erreicht. Ein paar Kilometer von Rastenberg entfernt liegt der Ort Wiehe, der auf mehreren Hinweistafeln im Umkreis Werbung für eine Modellbahnanlage macht. Ohne die Hinweistafeln würden wir den 1500-Einwohnerort niemals zur Kenntnis genommen haben. Also radeln wir bergauf und bergab nach Wiehe zur Modellbahnanlage und sind zunächst über den Eintrittspreis von 12.–€ pro Person einigermaßen überrascht. Aber wer hätte auch schon in dem kleinen Örtchen ein 12.000m² großes Ausstellungsgelände erwartet. In den unterschiedlichen Ausstellungsräumen stehen Modellbahnanlagen mit unterschiedlicher Spurweite und detailtreuen Landschaftsnachbildungen von Thüringen bis zum Mount Rushmore in den USA.

Der Betreiber, ein Privatmann, hat auch eine Chinaabteilung eingerichtet, in er wir die Nachbildung der tönernen Armee finden.

Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und haben am Ende unserer Rundtour durch die Hallen volles Verständnis für den zunächst überraschenden Eintrittspreis. Als Hintergrundinformation sei für die Modellbahnfreunde gesagt, dass auf den Anlagen nur analoge Technik mit Reedkontakten und Relais zur vollautomatischen Steuerung des Zugbetriebs verwendet wird. Mit dem Blick auf die Fassade von Schloss Wiehe und dem Lichtspiel der schräg stehenden Sonne in der Allee, die zum Schloss führt, beenden wir nun endgültig unsere Reise und rollen die letzten 300 Kilometer zurück nach Hause.