In den Westen – Belgien – Frühjahr 2023(DLBF 23_3)

Von Redu aus fahren wir der Maas entlang während die Sonne immer mehr herauskommt. In einem Vorort von Dinant halten wir für einen kurzen Fotostopp der hoch über der Maas verlaufenden Charlemagne Brücke- auf der Maas tummeln sich Ausflugsschiffe mit Touristen, die die Sonne genießen.

In Dinant, der Stadt des Saxophons quetschen wir uns durch schmale Gässchen und durch die schmale Durchfahrt zwischen zwei Felsnadeln. Alles nochmal gut gegangen.

Wir sind auf dem Weg zu den Wassergärten von Annevoie, einem Schlossgarten mit Wasserspielen, die alle ausschließlich durch die Wasserkraft, also ohne Pumpen, betrieben werden. Obwohl der Frühling auch hier erst sehr zaghaft angefangen hat, müssen wir schon darauf achten, dass nicht zu viele bereits verblühte Tulpen auf unseren Bildern landen.

Die Rückfahrt führt uns noch einmal durch Dinant. Hier ist richtig etwas los; die Menschen sitzen in Straßencafés und freuen sich über das wärmere Wetter. Auf Parkplatzsuche gehen wir in dieser gut besuchten Stadt erst gar nicht, freuen uns aber ausnahmsweise darüber, dass der Verkehr immer wieder zum Erliegen kommt; denn dann können wir einige Eindrücke  – insbesondere die bunten Saxophone – im Vorüberfahren fotografieren.

Auf einem sehr schlichten aber sauberen Campingplatz in Givet, bereits in Frankreich, übernachten wir für sage und schreibe € 7,18.

Für den Ausflug zum Fort du Charlemont, das auf einem Felsen über der Stadt thront, bleiben wir noch einen Moment in Frankreich. Es gibt laut Internet Parkplätze in der Zitadelle von Charlemont, die Durchfahrtshöhe durch das oder die Tore ist allerdings auf 3m begrenzt; also für Rudolph ungeeignet. Wir suchen uns einen Parkplatz unweit der Ortsgrenze, von dem aus laut Google und auch die App  Komoot ein Fußweg am Felsen entlang hoch zur Zitadelle führt. Den Fußweg gibt’s aber nicht mehr bzw. er ist an zwei Stellen durch ein abgesperrtes Tor gesichert. Also laufen wir denselben Weg wieder zurück zu Rudolph und versuchen entlang der Fahrstraße hinauf zur Zitadelle einen Platz zu finden. Etwas schief stehend bleibt Rudolph zurück, während wir die steile Straße zur Zitadelle hoch wandern. Der neuere Teil der Zitadelle gleicht einer etwas heruntergekommenen Kaserne  und war wohl auch so genutzt worden – einige Gebäude stehen leer.

Etwas weiter hinten in der Anlage beginnt hinter dem Tickethäuschen der alte Teil der Verteidigungsanlage. Die Sonne scheint, es duftet nach frisch gemähtem Rasen und die sehr wenigen Besucher erfreuen sich so wie wir an der Stille und am Panoramablick auf das Tal der Maas an diesem 1. Mai.

Obwohl an Montagen Kultureinrichtungen, Schlösser Burgen und Museen normalerweise geschlossen sind, hoffen wir, dass durch den Feiertag diese Regelung nicht angewendet wird und würden uns über das geöffnete Eisenbahnmuseum in Treignes – wieder zurück in Belgien – freuen. Nach einer kleinen Pause vor dem mittelalterlichen Städtchen Hierges

haben wir Glück in Treignes. Das Eisenbahnmuseum ist geöffnet und vor dem Museum für Oldtimerlokomotiven haben sich auch ein paar Auto-Oldtimer eingefunden, die offenbar einen gemeinsamen Feiertagsausflug machen.

Selbst Dampfzugfahrten werden noch angeboten. Eine gute halbe Stunde dampft der Museumszug auf teils wackeligen Schienen von Treignes nach Mariembourg. Wir fühlen uns in die Vergangenheit versetzt und können eigentlich gar nicht verstehen, warum heute die Züge mit der 10-fachen Geschwindigkeit zu Geschäftsterminen fahren müssen, die eigentlich auch online erledigt werden könnten. Von Mariemborg zurück nach Treignes  fahren wir ratternd in einem gut 50 Jahre alten Schienenbus.

Dafür, dass Museen an Montagen geschlossen haben, hatten wir einen sehr interessanten und abwechslungsreichen Tag erlebt und kostenlos übernachten darf man auch vor dem Museumsbahnhof.

Was will man mehr. Nach einer ruhigen Nacht steht heute ein Besuch der Neptungrotten auf dem Plan. Beim Verlassen der Gemeinde Treignes springt uns noch ein Brunnen mit zwei offenbar leicht angetrunkenen Skulpturen vor die Kamera.

Ich nutze den kurzen Fotostopp und buche gleich Online die Tickets für die Neptungrotten. Viel zu früh für die Führung kommen wir an aber in der Sonne können wir gut relaxen bis die Führung in französischer Sprache beginnt – daher sind die Infos des Führers für uns nur ausländische Geräusche aber wir genießen trotzdem die kleine Wanderung durch die Tropfsteinunterwelt und natürlich die mit Musik untermalte Bootsfahrt auf den unterirdischen Kanälen.

Warum ein kleines Dorf wie Cerfontaine einen gut ausgestatteten Wohnmobilstellplatz zu sehr zivilen Preisen anlegt, erschließt sich uns nicht aber um hier zu übernachten, müssen wir das auch nicht wissen. Nach dem Naturerlebnis in der Unterwelt soll es jetzt für uns wieder etwas Technik sein. Es handelt sich um das Schiffshebewerk in Thieu am Canal du Centre. Genau genommen sind es 5 Schiffshebewerke. 4 am alten Kanalabschnitt, die sich die gesamte Hubhöhe zusammen mit zwei Schleusen untereinander aufteilen, und eines am neuen Kanalabschnitt, das den gesamten Hub von 73m auf einmal schultert. Soweit wir recherchieren konnten, ist es wohl eines der höchsten Schiffshebewerke der Welt.

Am alten Kanal spazieren wir entlang und beobachten wie in der Ferne am großen Hebewerk der Trog mit dem verladenen Schiff gerade nach unten fährt. Wir sitzen auf einer Bank und werden, wie so oft, von einem vorbeikommenden Radfahrer angesprochen. Mit meinem einzigen französischen Satz mache ich ihm klar, dass wir uns nicht auf Französisch unterhalten. Das macht nichts. Er entschuldigt sich für sein schlechtes Englisch und wir unterhalten uns prächtig über die verschiedensten Themen. Wir erfahren unter anderem, dass der wallonische Teil Belgiens zu den ärmeren Gegenden gehört, der flandrische Teil zu den deutlich reicheren. Nach sicher einer halben Stunde, kennen wir die Lebensgeschichte des Radfahrers, der mit seinem 17-jährigen Sohn unterwegs ist (der im Übrigen für den wiederhergestellten Top-Zustand des Fahrrades verantwortlich ist) und er wünscht uns noch eine schöne Weiterreise. Neben zwei Hausbooten (eines blitzblank herausgeputzt aus England; der Eigentümer hat sogar seinen Morgan für Ausfahrten mit dabei – das zweite braucht noch etwas Renovierung und hat die Piratenflagge gehisst) übernachten wir am Kai und machen uns am  nächsten Tag in die Stadt Kortrijk auf.

Mitten in der Stadt gibt es einen Wohnmobilstellplatz, von dem aus alle Sehenswürdigkeiten fußläufig erreichbar sind. Der große Markt mit buntem Treiben in vielen Cafés und Brasserien an diesem sonnigen Tag ist ebenso attraktiv. Wie der Begijnenhof aus alter Zeit – eine Anlage, die einem Kloster ähnlich war dessen Bewohner – die Begijnen – der festen Überzeugung waren, dass die Frauen, die nicht hier lebten, ein eher liederliches Leben führten.

Neben dem historische Kortrijk gibt es aber auch das Kortrijk mit moderner Architektur, elegant gestalteten Brücken und nicht zuletzt einer metallenen über dimensionalen Frau, die sich in einem Grünstreifen räkelt.

Den Tag in Kortrijk beenden wir mit sehr schmackhaftem Essen in einem nepalesischen Restaurant, die dritte Woche unserer Reise beenden wir am kommenden Tag mit einem Besuch in dem Städtchen Veurne, das uns mit seiner St. Walburga Kathedrale und dem malerischen Marktplatz beeindruckt.

Aus der Sporthalle neben dem neu angelegten Womo-Stellplatz dringt bis fast Mitternacht Discomusik. Wir lernen am nächsten Tag, dass heute wie auch schon am Vortag hier die belgischen Meisterschaften im Discodance stattfinden. Das erklärt auch die mit aufwändigen Kostümen bekleideten Mädchen aller Altersklassen, die hier um die besten Plätze wetteifern.